Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte

Specicllk Geschichte. 
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eines Töpfers Sohn, im Besitz der Tyrannis. Die nach ihm auftretenden 
und einander vertreibenden Tyrannen bewirkten zum Theil, dass die Syra- 
kusancr den Pyrrhus zu Hilfe riefen (277) und nach dessen Rückkehr nach 
Italien einen Feldherrn Hiero zum Könige machten, welcher von 269 — 
215 regierte. Dieser, ein Verbündeter Roms, verschaffte durch eine weise 
Regierung dem Staate große Sicherheit und ein lange entbehrtes Glück. 
Dadurch dass sein Enkel Hieronymus die Partei der Karthager ergriff, 
veranlagte er die Unterwerfung der Insel unter Rom (212). 
§. 8. Geschichte d er Römer. Das verhasste Königthum 
war gestürzt, Ronr ein Freistaat und die höchste Gewalt in den Händen 
zweier jährlich zu erwählender P r ä t o r e n, welche seit der Zeit den Namen 
Consuln erhielten. Aber die vertriebene Königsfamilie (selbst der edle 
Tarquinius Collatinus, Gemahl der Lucretia, der mit Brutus 
das erste Prätorat hatte, musste die Stadt verlassen) konnte und wollte 
ihr Erbe nicht so leichten Kaufs dahingeben, obgleich die Macht Roms, 
nach beinahe dritthalbhundertjährigem Bestehen der Stadt nicht größer 
war, als etwa die von Veji oder einer andern wichtigeren Stadt, und 
suchte mit fremder Hilfe Rom wieder in ihre Gewalt zu bringen. Daher 
die Kriege mit Veji und Tarquinii, in welchen Brutus mit Aruns 
kämpfend blieb, aber auch den Feind durchbohrte (509). Aus diesem 
Jahre datirt sich auch die älteste (durch Polybius) urkundlich verbürgte 
Begebenheit der römischen Geschichte, nämlich ein Handelsvertrag mit 
Karthago, nach welchem die Römer nicht südlich vom hermäischen Vor¬ 
gebirge zu Schiffe gehen durften. Fünf Städte waren damals Rom 
unterthänig. Eine Verschwörung in Rom zu Gunsten Tarquin's wird 
unterdrückt, und Brutus lässt seine beiden Söhne, weil sie daran Theil 
genommen, schmählich hinrichten. Viel gefährlicher war der Krieg des 
Lucumo vonClusium, Porsenna (508?), in welchem sich Horatius 
Cocles bei der Vertheidigung der Drücke über die Tiber, Mucius 
Scävola durch seine schauerliche That nach dem Misslingen des An¬ 
schlages auf Porsenna, und Clölia auszeichneten. Dennoch bezwang 
Porsenna die Stadt, nahm ihr in dem harten Frieden ein Drittel ihrer 
Feldmark, entwaffnete die eingenommene Stadt und empfing ihre Hul¬ 
digung durch Uebcrsendung der königlichen Insignien. Bald darauf aber 
erlitt Porsenna's Sohn bei Aricia eine Niederlage, wodurch Rom die 
Selbstständigkeit wieder erlangte. Jetzt verweigerten die Latiner die 
Anerkennung von Rom's Oberhoheit, und die dadurch herbeigeführte 
Gefahr für Rom veranlasste die Errichtung der Dictatorwürde, welche 
zuerst T. Larcius (499) und dann Aulus Postumius, be¬ 
rühmt durch den fabelhaften Heroenkampf am See Regillus (496), 
inne hatte. Die Latiner wurden zwar unterworfen, allein fie erhielten 
nach dem Tode des Tarquinius zu Cumä (493) gleichen Antheil am 
Oberbefehl, an der Beute und an den eroberten Ländereien, was im 
Jahre 486 auch den Hernikcrn zugestanden wurde. Schon jetzt hatten
	        
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