fullscreen: Lehrbuch für die Thüringische Geschichte (1)

228 Kap. 64. § 243. Die Schlacht bei Leipzig (ober Vreitenfelb). 
macht ein festes Lager bei Werben (am Einfluß der Havel in die 
Elbe), nach dessen vergeblicher Bestürmung Tilly sich feindlich gegen 
Sachsen wendete, weil der Kurfürst sich der Ausführung des Restitu¬ 
tionsedikts widersetzt hatte. 
Da erst, als Tilly bereits Leipzig einnahm, bat der geängftigte Kur¬ 
fürst den König Gustav Adolf flehentlich um Hülfe und schloß einen 
Bundesvertrag mit ihm, in welchem er ihm auf die Dauer des Kriegs 
Land, Heer und Festungen überließ. Dieser, der unterdes die Herzoge 
von Mecklenburg wieder in ihr Land eingesetzt und sie, wie auch Hessen- 
Cassel, in Lehenspflicht genommen und den Herzog Bernhard von Wei¬ 
mar durch die Aussicht auf ein fränkisches Herzogtum für seine Dienste 
gewonnen hatte, eilte herbei und entschloß sich auf dringendes Bitten des 
6131 Kurfürsten am 7. Sept. (a. St.) zur Schlacht bet Leipzig oder Breiten¬ 
feld, in welcher er den bisher unbesiegten Tilly so gänzlich schlug, daß 
das ganze protestantische Deutschland dem Sieger um so freu¬ 
diger die Arme öffnete, jemehr die menschenfreundliche Mäßigung 
Gustav Adolfs, sowie die damals noch gute Mannszucht seiner Soldaten 
gegen die Härte der feindlichen Anführer und gegen die Zügellosigkeit ihrer 
Heere abstach. 
Gustav Abvlf gewann diese Schlacht durch eine kunstreich ausgedachte Schlacht¬ 
ordnung. Er schlug mit dem rechten Flügel einen siebenmaligen Ansturm Pappen¬ 
heims zurück, gewann bie Höhen unb zwang mit bem erbeuteten feinblichen Geschütz 
den Feinb nach einem 5stünbigen Gefecht zur Flucht. Der verwunbete Tilly würbe 
von einem langen Rittmeister verfolgt, ber ihn mehrmals mit umgekehrter Pistole auf 
den Kopf schlug unb ihn getötet haben würde, wenn ber Verfolger nicht von einem 
herbeisprengenben Reiter erschossen worben wäre. Die Folgen bieses Sieges entwickel¬ 
ten sich schnell. . 
Während der Kurfürst von Sachsen nach der Wiedereinnähme Leip¬ 
zigs die Bewältigung Böhmens und Schlesiens (wiewohl in Rücksicht auf 
das Reichsoberhaupt ungern) übernahm, durchzog Gustav Adolf Franken, 
setzte in Würzburg eine schwedische Landesregierung ein und rückte 
von da über Frankfurt an den Rhein, erzwang von den Spaniern den 
Übergang bei Oppenheim, nahm Mainz ein und nötigte die Bischöfe 
von Speier und Worms zu einem Bündnis. 
Weil inzwischen Tilly Bamberg wieder genommen hatte, überließ der 
König die Deckung der Rheingegenden dem Herzog Bernhard und zog über 
Kissingen durch das ihm zujauchzende Nürnberg an die Grenze von 
Baiern, erzwang den Übergang über den Lech, wobei Tilly tödlich 
1632 verwundet wurde, und ließ sich in Augsburg förmlich huldigen. Hie- 
s.April.x^y^ berannte er, wiewohl vergebens, Ingolstadt, nahm Landshut, 
Freising rc. ein und hielt in München seinen Einzug zu derselben Zeit, 
da der Kurfürst von Sachsen in Prag einzog. 
Tilly, der Sieger in 36 Schlachten, starb in Ingolstadt, dessen Verteidigung 
er nach seiner Verwunbung noch angeordnet hatte. Abgesehen von ber Härte, bie er 
mit allen Felbherren jener Zeit, Gustav Aböls ausgenommen, gemein hatte, war er 
insofern einer ber ehrenwertesten, als er in jeber Art von Genuß enthaltsam unb burc^ 
aus uneigennützig war, inbem er es verschmähte, höhere Würben anzunehmen unb stch 
au bereichern. Er hinterließ nur ein geringes Vermögen, bas er seinen Offizieren ver¬ 
machte. - In München benahm Gustav Abvlf burch bie strengste Mannszucht und 
durch bie größte Leutseligkeit ben Bürgern bie Furcht vor ihm: boch mußte du Stabt 
Kontribution zahlen und 240 Kanonen ausliefern.
	        
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