Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte

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II. Abschnitt. 
Gegenden in Europa. Die eigentliche Halbinsel enthält die fruchtbare 
campanische Ebene und die Ebene ain Vesuv. Die morastigen Niede¬ 
rungen der Maremmen und pomptinischen Sümpfe, die wasserarmen 
und steppenartigen apulische und römische Campagna. Der Kamm des 
Appennin ist kahl und bietet nur Weideplätze, die Abhänge sind mit 
Kastanienwäldern, mit Wein - und Olivenpflanzungen und Orangen- 
gärten besetzt; Calabrien und Sicilien haben ein fast afrikanisches Klima 
mit Palmen , Baumwolle und Zuckerrohr. Der Westrand der Appenni- 
nen ist vulkanischer Natur (Seen in ausgefüllten Kratern, Löcher und 
Spalten mit hervorquellenden Schwefeldünsten, Vesuv, die phlegräi- 
schen Gefilde). 
Die Völkerschaften Italiens vor der Herrschaft der 
Römer. Man unterscheidet Ureinwohner, Aborigines, als Opiker, 
Osker, Umbrer, Sabeller, und eingewanderte Völker illprisch-gallischer, 
altgermanischer und griechisch -epirotischer Abstammung, als Etrusker, 
Griechen, selbst Trojaner (Aeneas). Im Norden wohnten die Ligu- 
rier am Sinus ligusticus, von unbekannter Abstammung, und dehnten 
sich früher wahrscheinlich viel weiter aus, vielleicht von den Pyrenäen 
bis zu den Cevennen und über den Po hinaus, wurden aber von den 
Iberern und Galliern zurückgedrängt. Das übrige Oberitalien hatten 
fast ganz die Gallier inne, die sich in mehrere Völkerschaften theilten, 
z. B. die streitbaren Jnsubrer, Tauriner, die wilden und räuberischen 
Alpenbewohner Salasser, die Cenomani, nachdem sie die Euganeer ver¬ 
drängt hatten, im Norden des Po; die Bojer, Lingoner rc. im Süden 
desselben. Nordöstlich von den Galliern wohnten die Venedi, Carni und 
Histrier. — In Mittelitalien sind zu merken: 1) die Etrusker. Sie 
wanderten von Rhätien aus ein, unterwarfen sich oder verdrängten die 
früher ebenfalls eingewanderten tyrrhenischen Pclasger, ein meerbeherr¬ 
schendes cultivirtes Volk und nahmen das westliche Mittelitalien ein bis 
zur Tiber. Hier gründeten sie einen Bundesstaat von 12 unabhängigen 
Städten, von denen Cäre, Tarquinii, Perusium, Clusium und Veji am 
bekanntesten sind. Alljährlich hatten die Bundesglieder religiöse Zu¬ 
sammenkünfte bei dem Tempel der Voltumna, bei welchen von den Prin- 
cipes die Kriege beschlossen und die Anführer gewählt wurden. Zu 
gleicher Zeit wurden Märkte abgehalten. Jeder Bundesstaat stand 
unter einem lebenslänglich erwählten Könige, der nur aus dem Priester- 
Adel wählbar war. Dieser Adel allein hatte Anspruch auf Staats¬ 
würden, stand dem religiösen Cultus vor, leitete die politischen An¬ 
gelegenheiten und vertrat vor Gericht die Knechte und Leibeigenen, 
welche das Tempel- und Herrengut bebauten. Die Adelsgeschlechter 
(Lucumonen?) sämmtlicher Bundesstädte wählten das Oberhaupt des 
gestimmten Bundes, dessen Auszeichnung die Sella curulis, die purpurne 
Toga und 12 Lictoren mit den Fasces war. Der Adel besaß allein 
astronomische und naturwissenschaftliche Kenntnisse und hatte ausschließ-
	        
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