Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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Der Ackerbau. — Dieser ward schon von Kain betrieben. 
Die Natur selbst wies hierzu den Weg an, indem jede Pflanze, 
jeder Baum durch ausgefallene Körner oder abgeworfene und 
in die Erde gesenkte Zweige sich selbst sortpflanzt. Er führte 
zuerst zu festen Wohnsitzen. Dort, wo einer den Samen aus- 
gestreuet hatte, wollte er natürlich auch die Ernte abwarten. 
Zudem erforderte der Acker seine fortgesetzte Pflege. Er schlug 
sich deshalb bei demselben eine Hütte aus. Diese war anfäng¬ 
lich sehr einfach. Sie bestand aus eingerammten Stäben, welche 
mit Zweigen dicht durchflochten, mit Thierhäuten bedeckt waren. 
Wie er den Boden liebt, der ihn ernährt, so auch die Hütte, die 
ihn ausnimmt. Er mag sich von Beiden nicht trennen. Schöne 
Erinnerungen an wichtige Lebensereignisse sind daran geknüpft. 
Mehre solche Hütten zusammen, die nach und nach fester und 
geräumiger wurden und so den Uebergang zu den Häusern 
machten, bildeten das erste Dorf, das sich mit der Zeit zu einer 
kleinen Stadt erweiterte. Die Bibel gibt Henoch als die älteste 
Stadt an; Kain hatte sie erbaut und nach seinem Sohne be¬ 
nannt. Der Anbau mehrer Menschen in derselben Gegend 
führte auch zu den ersten Begriffen des Rechts über das Mein 
und Dein. Ursprünglich war die ganze Erde Gemeingut. Das¬ 
jenige Grundstück aber, welches Jeder für sich insbesondere be¬ 
arbeitete und pflegte, betrachtete er auch als sein Eigenthum 
und bezeichnete dieses durch einen umzogenen Zaun oder Gra¬ 
ben. Die Niederlassung mehrer Menschen von den verschieden¬ 
sten Anlagen in derselben Gegend gewährte gegenseitige Auf¬ 
munterung und Hülse bei der Arbeit. Zufall oder Noth brachte 
eine Erfindung nach der andern zum Vorschein und erhöhte so 
den Reiz des geselligen Lebens. Besonders groß und rasch war 
der Fortschritt aus dem Wege der Erfindungen, seitdem man 
das Feuer kannte. Der zündende Blitz oder das zufällige Rei¬ 
ben zweier Hölzer an einander konnte dasselbe kennen lehren. 
Wegen seines vielseitigen Nutzens wurde es im Alterthume von 
einzelnen Völkern abgöttisch verehrt. Schon vor der Sündfluth 
kannte man dasselbe. Die Bibel führt Tubalkain als den ersten 
Schmied an, ein Beweis, daß man cs schon zur Bearbeitung 
der Metalle zu gebrauchen wußte.
	        
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