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brachten, unmittelbar aus dem Lande selbst zu holen. Der
Seeweg 'um Afrika war damals noch nicht bekannt; man
wußte gar nicht, wie weit sich der Weg nach Süden hin er¬
strecke. Dazu hieß es: „unter der Linie (Aequätor) sei das
Wasser kochend heiß, an anderen Stellen wimmele das Meer
von grausigen Unthieren." Heinrich aber ließ sich durch diese
und ähnliche Fabeln nicht abschrecken und schickte im Jahre
1418 einige seiner tüchtigsten Seeleute zur näheren Unter¬
suchung der Küste Afrikas ab. Diese entdeckten zuerst die kleine
Insel Porto Santo und hieraus die Insel Madeira
(1419). Sie war unbewohnt und ganz mit dichten Urwäldern
bedeckt. Diese wurden angezündet und sollen sieben Jahre ge¬
brannt haben. Heinrich legte auf Madeira eine Kolonie an
' und ließ Reben aus Cppern und Zuckerrohr aus Sicilien an¬
pflanzen. Diese gediehen in dem durch Asche gedüngten Boden
ganz vortrefflich. Dann erreichten sie die kanarischen In¬
seln*), die schon den Alten unter dem Namen der glück¬
lichen Inseln bekannt waren; im Jahre 1431 auch die
azorischen Inseln, die zweihundert Meilen von der por¬
tugiesischen Küste liegen. Aber noch weit über diese hinaus
fuhren die kühnen Segler. Südlich von der afrikanischen Küste
erhob sich eine ungeheure, weit in das Meer hervorspringende
Felsenwand, an welche das Meer brausend zusammenschlug.
Diese gefährliche Stelle galt damals für das Ende der Welt
und hieß das Kap Non oder die Grenzspitze. Gilianez
aber, einer der kühnsten von Heinrichs Seefahrern, umschiffte
1433 auch dieses Kap. Seit der Zeit führte es den Namen
Kap bojador, d. i. das umschiffte. So glückliche Erfolge
belebten die Hoffnung und erhöheten den Muth. Sie fuhren
immer weiter nach Süden. Im Jahre 1462 erreichten sie
auch die Küste von Guinea, wo sie Gold, Elfenbein und andere
Kostbarkeiten fanden, mit welchen sie ihre Schiffe beluden.
Endlich kamen sie auch in die gefürchtete Gegend unter der
Linie, ohne von der Gluth der Sonne versengt zu werden.
*) Diese sind das Vaterland der Kanarienvögel. Im sechzehnten Jahrhun¬
dert kamen die munteren Sänger nach Europas