344
chen die Kraft des Ordens immer mehr erlosch. Im Friedem
zu Thorn 1466 mußte dieser endlich die Hälfte des Landes,
Westpreußen, an die Polen abtreten, und der Hochmeister für
die übrige Hälfte den Vasalleneid leisten Der Orden wurde
von Deutschland nicht weiter unterstützt und sank immer mehr
in seiner Macht. Die Kriege mit Polen dauerten fort, bis der
zum Hochmeister erwählte Prinz Albrecht von Branden¬
burg (1525) zur protestantischen Kirche übertrat, und nun das
Ordensland in ein von Polen lehnbares Herzogthum verwan¬
delt wurde. Das blieb es bis zum Vertrage mit Polen zu
Welau 1657. Durch diesen erhielt der damalige Kurfürst
Friedrich Wilhelm der Große, welcher von 1640 bis
1688 regierte, die volle landesherrliche Gewalt über sein Her¬
zogthum. So wurde dieser der eigentliche Stifter Brandenburgs
und Preußens Größe. Die beiden vereinigten Länder bildeten
die ersten großen Glieder zu dem Ringe, welcher bald den Nor--
den und Westen inniger als je verband. Er war es, der bei
Fehrbellin (1675) jenen glorreichen Sieg über die fast für un¬
überwindlich gehaltenen Schweden erfocht und Preußens Namen
in Europa groß und gefürchtet machte.
Preußen ein Königreich (1701). — Sein Sohn und
Nachfolger, Friedrich III., besaß die großen Eigenschaften sei-
ncs Vaters nicht; dennoch gingen die Verbesserungen des
Staates ununterbrochen fort, indem unter ihm die Aussaat
feines großen Vorgängers aufblühete und reifte. Es kränkte
seinen Stolz, daß sein nächster Nachbar, der Kurfürst von
Sachsen, König von Polen, und der Prinz von Oranien, mit
dem er Geschwisterkind war, König von England geworden
war, während er selbst noch immer Kurfürst hieß. Ein gutes
Vernehmen mit dem großen Kaiserhause Oesterreich schien ihm
das beste Mittel zu sein, auch sich den Rang und den Nameir
eines Königes zu erwerben. Er schloß sich deshalb auf das
Engste an Oesterreich, unterstützte dasselbe im erneuerten
Kriege mit Frankreich, wie auch im Kriege mit der Türkei.
Der Kaiser Leopold, welcher damals, bei der Erledigung des
spanischen Thrones, die mächtigsten Reichsfürsten auf seiner