Streitigkeiten zwischen Germanen und Römern- 13
schaff. Selbst wichtige Angelegenheiten der Gemeinde wie Kriegs¬
erklärungen, Friedensschlüsse u. dergl. wurden häufig bei Gela¬
gen in berauschtem Zustande besprochen, aber am nächsten Tage
nüchtern erst beschlossen. Neben dem Trunk war daö Wür¬
felspiel eine Hauptneigung der Germanen und es gieng milun-
ter so weit, das; der Spielende zuletzt seine Freiheit als Preis
setzte. Im Allgemeinen war die ganze Lebensweise und auch
die Kleidung der Germanen höchst einfach; der gewöhnliche Mann
trug nur einen mantelartigen Ueberwurf auS dem Pelz eines
Thieres, welchen er auf der Brust durch einen Dorn befestigte,
und nur bei den Vornehmen war mitunter eine vollständigere
Bekleidung im Gebrauch.
Wiederholte Streitigkeiten der ger¬
manischen Völker gegen die
Römer.
§12. Auch nach der Zeit, wo die Römer das linke Nheinuser
besetzt hatten, und vorzüglich seit dem Jahre 30 v. Chr. unter-
nahmen die Germanen fast fortwährend Raubzüge auf gallisches
Gebiet, und ein römischer Legat Markus Lollius, der ihnen das
Geraubte gewaltsam wieder zu entreißen versuchte, wurde im
Jahre 16 v. Chr. von den Sigambrern, Usipetern und Tench-
theren völlig geschlagen. Der Kaiser Augustus, auf einer Reise
nach Gallien begriffen, eilte aus diese Nachricht sogleich an den
Rhein und bewirkte einen vorläufigen Friedensschluß mit den
Germanen. Doch ließ er schon bald daraus seine Stiefsöhne
Drusus und Tiberius, jenen vom Etsch-Thale diesen von Hel-
vetien her in die südlichen Gegenden Germaniens einfallen, und
die Völker zwischen den Alpen und der Donau unterwerfen,
welches bei den heftigsten Anstrengungen in 4 Jahren (10—12
v. Chr.t gelang. so daß das römische Reich die Dwwu zur
natürlichen Grenze erhielt. In den eroberten Gegenden wur¬
den dann ähnlich wie am Rhein Provinzen eingerichtet; Rhaetia
prima und secunda (oder Vindelicia) und Noricum. Darauf
beschloß Augustus, um auch die Rheingrenze gegen fernere
Einfälle der Germanen völlig sicher zu stellen, Niedergermanien
zu unterwerfen und nach und nach ebenfalls zu einer römischen
Provinz einzurichten. Daher rief er, während Tiberius den
Die Süd-
donaulän-
der werden
durch Tibe¬
rius und
Gcrmani-
cus erobert
und dort die
Provinzen
Rhaetia l
u. II und
Noricum
eingerichtet