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Das Band, das uns verbindet, 
Löst weder Zeit noch Ort; 
Was in dem Herrn sich findet, 
Das währt in ihm auch fort. 
Man reicht sich wohl die Hände, 
Als sollt's geschieden sein, 
Und bleibt doch ohne Ende 
Im innigsten Verein. 
Man sieht sich an, als sähe 
Man sich zum letztenmal, 
Und bleibt in gleicher Nähe 
Dem Herrn doch überall. 
Man spricht: 'Ich hier, du dorten, 
Du ziehest, und ich bleib'!' 
Und ist doch aller Orten 
Ein Glied an Einem Leib. 
Man spricht vom Scheidewege 
Und grüßt sich einmal noch, 
Und geht auf Einem Wege 
In gleicher Richtung doch. 
Was sollen wir nun weinen 
Und so gar traurig sehn! 
Wir kennen ja den Einen, 
Mit dem wir alle gehn, 
In Einer Hut und Pflege, 
Geführt von Einer Hand, 
Auf Einem sichern Wege 
Ins Eine Vaterland. 
So sei denn diese Stunde 
Nicht schwerem Trennungsleid, 
Nein, einem neuen Bunde 
Mit unserm Herrn geweiht. 
Wenn wir uns ihn erkoren 
Zu unserm höchsten Gut, 
Sind wir uns nicht verloren, 
Wie weh auch Scheiden thut. 
Me Mutter im Sarge. 
Bon Knapp. 
Evangelischer Liederschatz. Stuttgart und Tübingen 1837- Nr. 3431- 
Eingesargt zum letzten Schlummer, 
Blaß, in weißem Sterbekleid, 
Ohne Schmerzen, ohne Kummer, 
Seh' ich dich mit stillem Leid, 
Vielgetreite Mutter du! 
Jetzo trägt man dich zur Ruh! 
Schlummre süß im kühlen Grunde 
Bis zur Auferstehungsstunde! 
Auge, das mit Lieb' und Sehnen 
Oft die Seinen angeblickt, — 
Segnend, mit viel tausend Thränen 
Haben wir dich zugedrückt. 
Nie auf dieser Erde mehr 
Blickst du zärtlich auf uns her; 
Doch zu Wiedersehensgrüßen 
Wirst du heller dich erschließen. 
Hand, die treulich uns geleitet, 
Die uns nichts als Liebe gab, 
Freud' und Trost um uns ver¬ 
breitet, — 
Ruhe nun im stillen Grab! 
Unermüdet war dein Fleiß, 
Und dein Tagewerk war heiß; 
Wenn die Todten auferstehen, 
Wird in dir die Palme wehen! 
Edler Mund, zum Reinen, Großen 
Und zu Lieb' und mildem Wort 
Freundlich, lieblich aufgeschlossen, — 
Nimmer tönest du hinfort; 
Aber was die Lippe sprach, 
Tönt in unsern Herzen nach, 
Bis nach langer Grabesstille 
Halleluja dir entquille. 
Herz, das ohne Falsch geschlagen, 
Für den Gatten, für das Kind, 
Das uns sterbend noch getragen, — 
O wie ruhest du so lind! 
Weinend, dankend rufen wir: 
Ew'ger Segen folge dir! 
Wenn die Grüfte sich bewegen, 
Schlage wieder uns entgegen! 
Dann wird froh die Thräne fließen, 
Wie sie jetzt in Trauer fließt; 
Froh wird dich dein Kind begrüßen, 
Das dich heut' in Thränen grüßt; 
Dann, dann wird der schwere Stein 
Weg von deinem Grabe sein; 
Jesus war im Tod dein Leben, 
Ewig darfst du vor ihm schweben!
	        
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