Object: Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit (Teil 5)

176 Das Zeitalter d. Zerstörung b. alten Reichs u. d. Entstehung d. neuen deutschen Kaisertums. 
durch Personalunion verbundene Teile zerfällt, denen indessen die Ver¬ 
waltung der auswärtigen Angelegenheiten, des Heeres und eines Teils 
der Finanzen gemeinsam sind: Österreich (Zisleithanien), zu dem auch die 
polnischen Landesteile gehören, und Ungarn (Transleithanien); die 
Monarchie heißt seitdem die österreichisch-ungarische Monarchie. Beide 
Reichshälften haben Parlamente; dazu treten die Landtage der einzelnen 
österreichischen Lande. Mit dieser Regelung sind jedoch die nationalen 
Kämpfe, denen Österreich ausgesetzt ist, nicht beendigt worden; vielmehr 
hat das Deutschtum zur Behauptung seiner zentralen Bedeutung gegen 
Tschechen, Polen und Slowenen schwere Kämpfe zu führen. Die 
auswärtige Politik Österreich-Ungarns hat, seitdem es seine deutsche 
Machtstellung und seine italienischen Besitzungen verloren hat, im wesent¬ 
lichen eine Richtung auf die Balkanhalbinsel angenommen; sie ist eine 
Balkanpolitik geworden und knüpft damit an die Überlieferungen aus 
den Zeiten des Prinzen Eugen an. Seit 1878 stehen Bosnien und die 
Herzegowina in österreichischer Verwaltung. 
Die Annäherungsversuche, welche Bismarck noch während des deutsch¬ 
französischen Krieges an Österreich machte, wurden gut aufgenommen; und 
so kam das Dreikaiserbündnis zustande. Als dann die Spannung 
zwischen Deutschland und Rußland eintrat, schlossen Deutschland und 
issterreich. Österreich, dessen auswärtiger Minister Graf Andrassy war, 1879 einen 
®ü"g5g* Bund „des Friedens und der gegenseitigen Verteidigung", indem sie sich 
versprachen, falls eines beider Reiche durch Rußland angegriffen würde, 
sich mit gesamter Heeresmacht beizustehen, falls aber einer beider Teile 
durch eine andere Macht angegriffen würde, mindestens eine wohlwollende 
Neutralität zu beobachten. 
Italien. Dieser Zweibund erweiterte sich durch den Beitritt Italiens zu einem 
Dreibund. Italien hatte, nachdem infolge des deutsch-französischen Krie¬ 
ges die französische Besatzung aus Rom abgezogen war, seine Truppen in 
, den Kirchenstaat einrücken lassen und Rom besetzt; dem Papste Pius IX. 
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^rchenftootö wurde durch ein Garantiegesetz eine jährliche Rente, die er indessen zurück- 
Sept. 1870. 
totes, und Exterritorialität für seine Paläste zugesprochen. Seitdem ist 
Rom die Hauptstadt des geeinigten Italiens und der Quirinal die Residenz 
des italienischen Königshauses. Aber die Besetzung des Kirchenstaates 
führte eine tiefe Entfremdung zwischen Italien und Frankreich herbei, 
wo damals die monarchistisch-klerikale Partei die Macht hatte; und so 
suchte bereits Viktor Emanuel Anschluß an Deutschland und Österreich. 
Hubert ftar& 1878, und ihm folgte König Humbert. Als nun 1881 die Fran- 
1878. zosen Tunis besetzten, das die Italiener immer zu ihrer Interessensphäre
	        
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