Full text: Geschichte der Deutschen

i Die Kreuzzüge. 
81 
von der Investitur getrennte Belehnung mit den Regalien solle 
durch dag Scepter vollzogen werden, und zwar in Deutsch¬ 
land an dem Gewählten. in Burgund und Italien an dem 
Geweihten; der Belehnte solle auch der Lehenspflicht Nachkom¬ 
men, sofern er dabei nicht gegen die Kirche handle. — So war der 
ursprüngliche Wille Gregors VN. zwar nicht durchgesetzt, aber 
eine Lösung des Streites versucht, wie sie augenblicklich viel- 
leicht allein möglich war. Nach Verkündigung des Concordats 
wurde der Kaiser mit seinen Anhängern bei einem feierlichen 
Gottesdienst von einem päbstlichen Legaten in den Schoost der 
Kirche wieder ausgenommen; der Friede war überall hergestellt, 
aber die entlassenen Söldner durchstreiften und verheerten in 
großen Schaaren das Land. Auch die Fürsten, an Kampf so 
lange gewohnt, blieben nicht ruhig; besonders brach mit Lothar 
und den übrigen sächsischen Fürsten ein Streit über die Mark¬ 
grafschaft Meisten aus (1123), welche Lothar gegen des Kai¬ 
sers Willen besetzte. Nachdem der Kaiser die Stadt Worms, 
welche ihren Bischof mit Recht gegen ihn beschützte, gedemü- 
thigt, ugd einen allgemeinen Landfrieden errichtet hatte, starb er 
1125 ohne Nachkommen zu Utrecht, und mit ihm erlosch das 
fränkische Königshaus. 
Der Hauptplan des fränkischen Hauses, die Königsmacht 
möglichst zu heben, die Fürstenmacht zu vernichten, Sachsen zu 
unterwerfen und die Herrschaft über den römischen Stuhl zu 
behaupten, war hauptsächlich unter Heinrich IV. gescheitert. Die 
Fürstenmacht war gewachsen, die Besetzung des Thrones in die 
Hand der Fürsten gegeben, die kleinen und großen Lehen so gut 
wie erblich; die Besetzung der Kirchenämter der Willkür des Kö¬ 
nigs entrissen, aber doch nicht gänzlich von ihm unabhängig. 
Deutschland im Zeitalter der Kreuzzüge. 
Ursache und Veranlassung zu den Kreuzzügen. 
8 67. Als das Christenthum in den germanischen Staaten desDas Haupt- 
Abendlandes allmälig feste Wurzeln gefaßt hatte, singen 
Gläubigen an zuerst einzeln, dann schaarenweise nach dem ge-war religiv- 
lobten Lande und der heiligen Stadt zu pilgern, und diese Pil-ser Natur, 
gerfahrten wurden bei dem tief religiösen Geiste der damaligen 
Zeit um so häufiger, als sie außerdem auch noch durch Anstal¬ 
ten und Gesetze zur Bequemlichkeit und Sicherheit der Pilger 
von Seiten abendländischer Fürsten befördert wurden. Man- 
6
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.