Die Kreuzzüge.
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Darauf gewann sie der aus Constantinopel zugleich mit seinem
Vater, dem byzantinischen Kaiser Isaak Angelus, vertriebene
Prinz Alexius durch große Versprechungen für einen Zug nach
Constantinopel, um durch Verdrängung seines Oheims, des^j„z
llsurpators Alexius III. den Thron wieder zu gewinnen. Die laßt segeln
Pilgerflotte segelte daher nach der thracischen Küste, erobertes Kn-uz-
Galata und belagerte Constantinopel. Der Kaiser Alexius I1!.^nstaiUi-
floh und die Stadt wurde, nachdem ein großer Theil derselben nopel und
durch Brand verheert war, eingenommen und geplündert 1203.gründendc,s
Zwar wurde der junge Alexius jetzt zum Kaiser gekrönt; doch^!lj"'I^
bald entstanden Mißverhältnisse zwischen den Kreuzfahrern und ‘ 1202 '
den Griechen; jene belagerten und eroberten noch einmal Con- (—1261).
stantinopel und wählten alsdann den Grafen Balduin von Flan¬
dern zum Kaiser des an Stelle des byzantinischen neu gegrün¬
deten lateinischen Kaiserthums, welches von 1204—12()1 be¬
stand. Der Kaiser war zwar Oberhaupt des ganzen Reiches,
doch erhielten die französischen und italienischen Barone als
Vasallen desselben große Besitzungen, und die Venetianer besetz¬
ten die Küsten und führten ausschließlich den Handel. Im Sü¬
den erhielten sich auch noch einige griechische Fürstenthümer, und
in Asien entstanden bald in Nicäa und Trapezunt zwei neue
griechische Kaiserthümer, lvovon ersteres mit Hülse der auf die
Venetianer eifersüchtigen Genueser dein lateinischen Kaiserthum
nach 57jährigem Bestehen ein Ende machte.
Unterdessen war Pabst Jnnocenz 111. unablässig bemüht
gewesen, die Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge zu bewegen;
doch war -die Thätigkeit derselben zu sehr von den Verhältnis¬
sen der eigenen Staaten in Anspruch genommen und überhaupt
war ihr Eifer auch, bei den vielen wenig erfolgreichen Unter¬
nehmungen ziemlich erkaltet. ^ Nur das Volk blieb immer noch
für die h. Sache begeistert und bei ihm bildete sich sogar die
schwärmerische Ansicht, der schlechte Ausgang der bisherigen
Fahrten sei nur den Sünden der Theilnehmer zuzuschreiben;
unschuldige Kinder würden bessern Erfolg haben. So kam es.
daß im Jahre 1212 ganze Schaaren von Kindern aus Frankreich Kinder-
und Deutschland zum Kriegszug gegen die Ungläubigen aufbrachen: ^»zzug.
— und der Erfolg? die Deutschen kamen fast .alle vor Hunger um,
und die Franzosen wurden gar von Sklavenhändlern ausgefan¬
gen, welche sie an die Sarazenen nach Aegypten verkauften.
Kurz nach der Gründung des lateinischen Kaiserthums wa-.
ren die Kronen von Cypern und Jerusalem wieder getrennt;
und während König Andreas von Ungarn in Verbindung mit
dem Herzoge Leopold von Oestreich 1217 einen Kriegszug über
Cypern nach Ptolemaiö unternahm, der jedoch ohne weitern Er¬
folg blieb,- als daß eine feindliche Burg geschleift wurde, suchte