Full text: Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung

C. Das Römerreich. 
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nonien überwand der kriegskundige Kaiser Claudius I!. die Gothen, erlagGochUus 
aber bald einer Pest. 27«. 
§. 168. Da ward Aurelianus, ein Mann von altrömischer Tapferkeit àà 
und rauher Kriegszucht, Wiederhersteller des Reichs. Er besiegte die ungehor- 2^«- 
samen Feldherren und rückte gegen das palmyrenische Königreich, welches 275. 
Odenàtus auf einer Oase in Syrien gegründet hatte und das nach dessen 
Tod seine schöne und heldenmüthige Gemahlin Zenobia beherrschte. Die 
Palm enftadt (Palmyra), blühend durch Kunst, Wissenschaft und Handel, 
wurde eingenommen und zerstört und Zenobia im Triumph nach Nom geführt. 
Ihr Lehrer und Rathgeber, der wackere Philosoph Longinus, starb eines 
gewaltsamen Todes. Anfangs ein Anhänger derNeuplatoniker, die orien¬ 
talischen Tiefsinn, Aberglauben und Wunderglauben mit Plato's Lehren ver¬ 
banden und an die Stelle des praktischen Verstandes des alten Roms die un- 
thätige Beschaulichkeit des Morgenlandes setzten, hatte sich Longinus später 
vou dieser unklaren Weisheit abgewendet. Roch jetzt fesseln die Ruinen von 
Palmyra daS Interesse der Reisenden. Im Norden stellte Aurelian die Do¬ 
naugrenze wieder her, gab den Feinden die jenseitige Provinz Da eien preis 
und verpflanzte die Einwohner auf das rechte User; und damit die Hauptstadt 
nicht durch einen plötzlichen Angriff in Gefahr komme, umgab er Rom mit 
einer Ring mau er. . 
§. 169. Nachdem Aurelian von seinen Soldaten ermordet worden, sein 275— 
Nachfolger, der reiche Tacitus, ein Abkömmling des Geschichtschreibers, auf ~~6- 
einem Zug wider die Gothen umgekommen war, wurde der tapfere und redliche a>rpImg 
Probus aus den Thron erhoben. Dieser erweiterte und vollendete den Grenz- 276— 
wall („Teuselsmauer") von der baierischen Donau bis zum Taunus und sicherte 
ihn durch Grenzsoldaten; er legte am Rhein und in Ungarn Weinberge an 
und verbesserte das Heerwesen. Als auch er von seinen Soldaten ermordet, 
sein Nachfolger Carus auf einem Zug gegen die Perser durch einen Blitzstrahl Carus 
oder durch Mörderhand gefallen war, kam der kluge Diocletian an die Re- ^84? 
gierung. 
§. 170. Diocletian erhöhte die kaiserliche Macht und verminderte das 
Ansehen des Senats; dann nahm er eine Theilung des Reichs vor, da- —30k 
mit den Feinden leichter widerstanden werden könnte. Er selbst führte den Ti¬ 
tel „Augustus" und beherrschte das Morgenland nebst Th r a cien, indeß 
sein Reichsgehülfe („Cäsar") Galerius den illyrischen Provinzen 
Vorstand; ebenso hatte Maximianus unter dem Titel „Augustus" die Verwal¬ 
tung von Italien, Afrika und den Inseln, während sein Schwiegersohn 
Constantius (Chlorus, d. i. der Blasse) als Cäsar die abendländischen 
Provinzen Spanien, Gallien und Britannien regierte. Zwanzig Jahre 
lang waltete Diocletian mit Kraft und Geschicklichkeit über das Reich, das un¬ 
ter ihm wieder Festigkeit und Stärke erhielt. Als er sich aber verleiten ließ, 
eine blutige Chriftenverfolgung zu verhängen, verkümmerte er sich den Abend 
seines thatenreichen Lebens und heftete seinem Namen und seiner Regierung 
einen ewigen Schandfleck an. Noch wüthete das Schwert der Verfolgung un¬ 
ter den Bekennern des gekreuzigten Christus, als Diocletian dem Thron ent- 
lagte, um in ländlicher Stille zu Salon a in Dalmatien (bei dem heutigen 3!)5- 
Spalatr0) die letzten Jahre zu verleben und über der Anordnung seiner Pa¬ 
läste und Gärten dasTreiben der Welt zu vergessen. Dort starb er imJahre313. 
§♦ 171. Der Abdankung Diocletians folgte eine Zeit voll Verwirrung 
und blutiger Bürgerkriege, die erst ihr Ende erreichte, als des Conftantius 
tapferer und kluger Sohn Constantinus die Negierung des Abendlandes
	        
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