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Geschichte des Mittelalters.
Omar einfache, kraftvolle Omar folgte. Unter diesen trugen die durch den neuen
6e£r Glauben begeisterten Arab er(MoSlimen, auch Sara eenen genannt) ihr
siegreiches Schwert über Arabiens Grenzen. Palästina und Syrien wur¬
den im ersten Sturm des „heiligen Krieges" erobert und in die christlichen Städte
Jerusalem, Anti och ia und Damaskus zogen Mohammeds Streiter
ein. Khalid, „das Schwert Gottes", und der schlaue Amru führten die küh¬
nen Schaaren. Nach einer Reihe blutiger Schlachten wurde das Perser-
634- reich zur Unterwerfuug gebracht. Der letzte König Jezdegerd floh (wie
einst Darius vor Alexander) mit dem heiligen Fener in das gebirgige Hoch¬
land, wo er den Tod durch Mörderhaud fand. Siegreich durchzogen nunmehr
die Araber die östlichen Gebirgsländer und trugen Mohammeds Lehre bis an
den obern Indus. Der persische Feuerdienft erlag dem Koran; fortan
blieb der Islam die herrschendeReligion des Morgenlandes.
Die neuen Städte Basra, Kufa und Bagdad am Tigris wurden bald der
Mittelpunkt des Handels und der Sitz orientalischer Pracht und Ueppigkeit.
640. Kurz nachherzogAmru von Syrien ausnachAegypten, eroberte Aleran -
dria (wobei die Reste der Bibliothek ihren Untergang gefunden haben sol¬
len §. 89.), verbrannte Memphis, in dessen Nähe aus dem Lager des Feld¬
herrn die Hauptstadt Kah ira (Cairo) entstand und verdrängte das Evange¬
lium durch den Koran.
^hman §, 193. Bald darauf fiel Omar durch den Dolch eines persischen Sclaven und
666. Othman,der Sammler und Ordner des Koran, erlangte das Khalifat. Allein auch
Othma n wurde ermordet und als nunmehrAlidengeheiligten Stuhl, der ihm
66«. längst gebührte, bestieg, erhob sich die Familie der Omeisahden wider ihn und
erregte einen Bürgerkrieg, in dem Ali und sein ganzes Haus unterging, die
Khalifenwürde aber an die Omeijahden kam, die ihren Sitz in dem prächtigen
Damaskus aufschlugen. — Unter den Omeijahden setzten die Araber ihre Er-
fies_ oberungszüge zu Wasser und Land fort. Cypern, Rhodus, Kleinasien fühlten
676. die Schärfe ihres Schwerts und die Hauptstadt des byzantinischen Reichs hatte
sieben Angriffe und Belagerungen auszuhalten und rettete sich nur durch das
neuerfundene griechische Feuer. Zugleich wurde die Nordküste Afrika's
erobert und in einem langen Krieg die christliche Cultur und Religion vertilgt.
Kairawan, im Gebiet von Cyrene, umgeben von lachenden Triften, ward
aus einem Lagerplatz die blühende Hauptstadt uud der Mittelpunkt des Kara¬
wanenhandels. Bon dem an schied Nord-Afrika, einst der Sitz römischer Bil¬
dung und Civilisation, aus der Reihe der eultivirten Völker. Wohlberittene
Beduinenstämme gründeten mohammedanische Räuberstaaten auf den Trüm¬
mern alter Herrlichkeit. Auch auf Sieilien gewannen die Araber festen Fuß
und machten von dort aus Raubzüge nach den Küstenländern Italiens.
§. 194. Zu Anfang des achten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung
geschah es, daß der Weftgothe Rodrigo seinen Bruder des spanischen Thrones
beraubte. Da riefen die Söhne des Verstoßenen die Araber in Afrika zur Rache
herbei. Tarik, der arabische Felvherr, setzte darauf über die Meerenge, legte
den Grund zu der festen Stadt Gibraltar (Gebel al Tarik) und überwand
711- die Westgothen in der Schlacht von Feres de la Frontera, wo die Blüthe
der Ritterschaft neben Rodrigo die Wahlstatt deckte. In raschem Siegeslauf
durchzogen sofort die Araber (Mauren) ganz Spanien bis auf das gebirgige
Asturien, wohin sich die tapfersten Westgothen zurückzogen. Neben ihnen weg
setzten die Saraeenen über die Pyrenäen, eroberten Südfrankreich bis zur Rhone
und drohten dem fränkischen Reich und dem Christenthum den Untergang, als
Karl Märtel (der Hammer), der natürliche Sohn des Majordomus Pipin