Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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wahrlich kein Verbrechen. Warum soll er nicht seine 
Verwandten lieb haben, auch wenn wir sie nicht lieben? 
Bewiesen aber soll es erst noch werden, daß er insgeheim 
mit den Vertriebenen unter derselben Decke spielt. Was 
er bis jetzt gethan hat, hat er öffentlich gethan, und ein 
jeder weiß es; dabei ist nichts, was ihm einen Vorwurf 
eintragen könnte. Und stolz soll der Mann sein und den 
Handwerker verachten? Ja, wenn er stolz wäre, hätte er 
wohl Ursache dazu; aber er ist es nicht. Wißt Ihr noch, 
als im vorletzten Winter, als die Weser hoch ging, das 
Söhnchen des Lohgerbers Peters an der Schlachtpforte 
in den Strom fiel? Vasmer kam gerade mit seinem 
Wagen dort vorbei; neben ihm saß sein Sohn Heinrich. 
Wer war es, der sich da ins Wasser stürzte, um das 
Söhnlein des Handwerkers mit Gefahr seines eigenen 
Lebens zu retten? War es nicht der junge Vasmer? 
Und brachte nicht der Bürgermeister selbst das kaum noch 
atmende Kind auf seinen Armen den Eltern ins Haus 
und ging nicht eher fort, bis es zum Leben erwacht war? 
Meine Freunde, ein Mann, der so handelt, kann nicht 
stolz sein!" 
Laut riefen die Böttcher ihrem Innungsmeister 
Beifall, als er fo gesprochen, und ein junger Meister 
sprang auf den Tisch, hob seinen Bierkrug hoch empor 
und rief: „Die Tonnenmacherzunft hält es mit dem 
Vasmer, dem Vater der Stadt und dem Freunde der 
Bürger! Hoch Vasmer, hoch fein ganzes Haus!" „Hoch! 
hoch!" schrieen die Böttchermeister, indem sie alle ihre 
Krüge erhoben und jubelnd leerten, und die Knochenhauer 
thaten zögernd dasselbe; denn sie waren in der Minder¬ 
heit und wußten, es konnte für sie schlimm werden, wenn 
sie sich nicht fügten. Nur Grumme blieb trotzig sitzen, 
trank sein Bier aus und verließ murrend die Herberge; 
die Enttäuschung und die Niederlage waren für ihn zu 
bitter gewesen. Nach und nach machten sich auch die 
übrigen Knochenhauer davon; sie sahen ein, bei den 
Böttchern war nichts zu machen, die waren für ihre 
Pläne nicht zu gewinnen.
	        
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