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Geschichte der alten Welt.
Alexander erregte. Man nannte diese Schule die cyNische von dem Ort, wo
Antisthenes lehrte; darauf anspielend belegte man den Diogenes mit dem Namen
Cyniker. Cyon (Hund), weil das arme, genußlose Leben, das er führte, mehr für einen
Hund, als für einen Menschen zu passen schien. Diese Lehre liegt in veredelter Ge-
Stoiker. statt der stoischen Philosophie zu Grunde, die Zeno (ch 264), ein Zeit¬
genosse Alexanders, in der Säulenhalle (Stoa) zu Athen vortrug. Nach sei¬
ner Lehre gelangt der Mensch nur dadurch zur Glückseligkeit, daß er alle Ge¬
schicke und Wechselfälle des Lebens, Freude und Schmerz, Glück und Unglück mit
unerschütterlichem G leichmnth e erträgt, was um so mehr seine Pflicht ist, als
Alles durch eine ewige Naturnothwendigkeit oder Verhängniß (Fa¬
tum) von Anbeginn an genau vorausbestimmt ist. — Im Gegensatz zu dieser
Aristipp. Richtung stellte ein anderer Schüler des Sokrates, Aristipp von Cyrene, den
Genuß des Lebens als obersten Grundsatz auf und lehrte die Kunst, die geisti¬
gen und sinnlichen Genüsse weise mit einander zu verbinden. Von seinem Schüler
Epiku- Epikur (ch 269) wurde diese Kunst des Genießens in ein Lehrgebäude zu-
mr' sammengefaßt, das viele Anhänger zählte. Während aber Epikur die Glückseligkeit
in ein „Freisein von allen schmerzhaften, die Zufriedenheit störenden Zuständen"
setzte, überschritten seine Anhänger die Linie der Mäßigung, stellten Wohlleben und
Befriedigung der sinnlichen Lüste als Lebenszweck hin und bildeten den Epiku-
reismus zur Philosophie der Verweichlichung und Wollust aus.
C. Das Uömerreich.
Altitalische Völkerschaften und Einrichtungen.
§. 92. Die schone Halbinsel, die im Norden von den Alpen begrenzt, nach
Morgen, Mittag und Abend von Theilen des Mittelmeers umgeben und ihrer
ganzen Länge nach von den Apenninen durchzogen ist, war vor Alters von vie¬
len Völkerschaften verschiedenen Ursprungs bewohnt. In Oberitalien, auf bei¬
den Usern des Po (Padus), lebten gallische Völker, die, in viele Stämme und
Staaten gespalten, die zahlreichen Städte, sowohl in der fruchtbaren Ebene als an
der Meeresküste, inne hatten. Mittelitalien war der Wohnsitz mehrerer kleinen
Völkerschaften, die theils seit undenklichen Zeiten im Lande seßhaft waren und als
Eingeborne galten, theils aus der Fremde einwanderten. Zu den letztern gehört
das merkwürdige Volk der Etrusker, zu den erstem der kräftige Volksstamm der
Sabeller, der sich wieder in verschiedene kriegerische, freiheitliebende Völkerschaf¬
ten schied, unter denen die Sabiner, Samniter und Aequer die bedeutend¬
sten waren. Die Latiner, ein kräftiges Landvolk im Süden der Tiber, waren ein
Mischvolk von Eingebornen und Eingewanderten, womit sich nach der Eroberung
von Troja noch eine trojanische Kolonie unter A e n ea s ’ Führung verbunden
haben soll. Unteritalien war auf den Küstenländern mit griechischen Pflanz¬
städten bedeckt, im Innern von streitbaren Stämmen sabellischerAbkunft, alsSam-
niter, Campaner, Lueaner bewohnt. Campanien mit seinen Wein- und
Getreidefeldern gehört zu den schönsten und fruchtbarsten Gegenden des Erdbodens,
daher die Römer eine Menge prachtvoller Landhäuser daselbst anlegten. — Unter
den Völkern Mittelitaliens find die Etrusker am merkwürdigsten. Sie bildeten
einen Bundesstaat von 12 unabhängigen Stadtgemeinden, wovon Cäre,
Tarquinit, Perusia, unweit des trasimenischen Sees, Clusium