Heinrich III. 1039—1056. § 128—130.
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die Macht, die er besaß, noch dauernder zu stützen. Alle Großen waren in
ihren Lehen bereits erblich. Daß der König gegen sie in den kleinen Lehns¬
trägern der Fürsten selbst (den sogenannten Ministerialen) eine Stütze
finden könne, hatte der Tag von Ulm (§ 127.) gezeigt. Er suchte deshalb
auch die kleinen Lehen erblich zu machen, was ihm im Ganzen gelang. So
war eigentlich Alles, Eigenthum wie Lehen, im Reiche erblich geworden: die
einfache Folge davon mußte sein, daß auch die Königskrone erblich ward.
Und wirklich streble Konrad nach diesem Ziele, ohne es jedoch zu erlangen.
Wenn aber die großen Herzogthümcr ausstarben, so suchte er sie an seine Fa¬
milie zu bringen: so gab er z. B. seinem Sohne Heinrich Baiern und Schwa¬
ben. Es waren die ersten Schritte, die den Königen so gefährliche Herzogsmacht
ganz aufzuheben. Im Uebrigen fand er, wie Heinrich II., in den Bischöfen,
deren Ernennung, nur von ihm ausging, seine Stütze; und vor allem drängte
er seine nahen Anverwandten in die großen geistlichen Aemter. Freilich sorgte
er durch solche Ernennungen mehr für seine Macht, als für die Kirche; mancher
ungeistlich gesinnte Bischof trat ein, und die kirchliche Zucht verwilderte mehr
und mehr. — Doch übte er Recht und, Landfrieden allerwegen mit kräftiger Hand.
§ 129. Gegen den Schluß seines Lebens riefen den Kaiser große Unruhen
in Italien, für deren Anstifter er fälschlich Aribert hielt, der ihn allerdings
längst durch seinen Ehrgeiz gereizt hatte, noch einmal über die Alpen. In Mittel-
Italien, in Tuscien oder Toscana, dessen getreuen Markgrafen Bonifazius
er mit seiner Verwandten Beatrix, der reichen Erbin Ober-Lotharingens, ver¬
mählte, fand er zwar eine treue Stütze: aber Aribert belagerte er in Mailand
vergeblich. Damals zuerst bewaffnete dieser die Bürgerschaft der Stadt Mai¬
land, die sich muthig um ihren riesigen Fahnenwagen, das Carroccio, schaarte,
und verlieh ihnen Ordnung und Rechte: so begann hier in Mailand zuerst die
italienische Städtcfreiheit zu keimen, mit der spätere Kaiser so schwer
zu ringen haben sollten. Nachdem er das übrige Italien geordnet, kehrte der
Kaiser nach Deutschland zurück und starb bald daraus zu Utrecht den 4. Juni
1039. Seine Leiche ward zu Speier beigesetzt, in dem großartigen Dome, den er
dort gegründet.
2. Heinrich III. 1039 —1056.
§ 130. .Konrads II. Sohn, Heinrich III., war längst zum König gewählt
und gesalbt, und von früher Jugend an vom Vater in die Kriegs- und Reichs¬
geschäfte mit hineiugezogen worden. Seine Mutter, die kluge Gisela, hatte
außerdem für eine Erziehung in aller gelehrten Bildung, soviel nur die Zeit
darbot, gesorgt. So begann er, obwohl erst 23 Jahr alt, mit männlicher Reife
die Regierung. Nur in den Nebenländern des Reichs erwarteten ihn Kämpfe;
die Zustände in Deutschland waren so geordnet, daß keinerlei Wiedersetzlichkeit
ihm entgegentrat. Zunächst nach Böhmen, wo der kühne Herzog Bretislav
nach Unabhängigkeit trachtete, wurden mehrer Züge nöthig, bis es sich fügte
1041. Neuen Einfluß verschaffte Heinrich III. dem Reiche in Ungarn.
Hier war Stephan der Heilige, der das Christenthum dauernd begründet, und
eine größere Unabhängigkeit seines Reiches von Deutschland herbeigcführt hatte
(8 119.) gestorben, und sein Nesse Peter durch einen Empörer vertrieben
worden. Ihn setzte Heinrich wieder ein, aber ließ sich das Land bis zur March
und Leitha abtreten, und niachte Luitpold von Babenberg zum Markgrafen von
Oestreich; die alte kärnthnische Mark zertheilte er in Steiermark und in die
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