Vom Auftreten Luthers bis zum Westfälischen Frieden. Von 1517
bis 1648. Auflösung des Reiches, Beginn eines neuen geistigen
Lebens.
Deutsche Ziesormationsgeschichte.
A.
Reformation der Kirche.
1. Das Haus Habsburg in seiner Weltstellung.
§ 326. An die Spitze Deutschlands, ja Europa's, war das Haus Habs¬
burg getreten (§ 281.). Auf den Enkel Kaiser Maximilians, den jungen
Karl I. von Spanien, mußten zusammenfallen: die burgundischen Lande,
die vereinigten Kronen von Spanien und Neapel, die deutsch-ö streichi-
schen Lande, an welche der Anschluß von Böhmen und Ungarn gleichfalls
bevorstand. Jenseits des Oceans hatte Eolumbus eine neue Welt entdeckt (1492),
und auch diese, ein unabsehbares, goldreiches, zu gewinnbringender Seefahrt und
Colonisation einladendes Ländergebiet, lag dem jungen Habsburger zu Füßen:
in der That, ein Reich, in welchem „die Sonne nicht unterging." Nur eine
Macht bestand in Europa, die es wagen konnte, dem Ucbergewichte dieser spa-
nisch-östreichischen Weltmacht cntgegeuzutreten: cs war Frankreich unter
dem gleichfalls noch jungen, glänzenden, ehrgeizigen Franz I., der sowohl einen
Theil der alten Erbschaft .Karls des Kühnen als französisches Lehen in Anspruch
nahm, als auch in Italien, im Herzogthum Mailand, der spanischen Herr¬
schaft die Spitze bot. Außer dieser Macht war es die fremve, barbarische
Macht der Türken, welche, seitdem sie Eonstantinopel erobert, die östlichen
Länder der Habsburger, Ungarn und Oestreich, zu bedrohen wagten. Obwohl
sie als die Feinde der Christenheit galten, so trug doch bald nachher, und von da
an zwei Jahrhunderte hindurch, Frankreich kein Bedenken, sich mit ihnen gegen