Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

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§. 145. -Der spanische Erbfolgekrieg. 
Winden (1693) und beiMarseille brachten ihnen.keinen Nutzen. Lud¬ 
wig byt vergebens Frieden an; erst die beiderseitige Erschöpfung führte 1697 
zum Frieden von Ryswick, in welchem Frankreich zwar die Franche- 
Comte und das Elsaß mit Straßburg behielt, dafür aber nicht nur das in 
diesem Krieg Eroberte, sondern auch Vieles von dem früher Gewonnenen 
herausgeben mußte. °. * ' • . 
Unter dem Letzter« war Lothringen, Zweibrijcken, Mömpelgard, Freiburg, 
Breisach und Philippsburg, auf die jedoch Ludwig nur mit der Klausel ver¬ 
zichtete, daß die katholische Religion überall, wo er sie unterdessen mit Ge¬ 
walt hatte einführen lassen, bleiben müsse. 
Mit diesem Frieden begann der Rückgang der Macht Frankreichs, das 
von den beständigen Kriegen sehr erschöpft war und sich von seinem Könige 
abzuwendcn anfieng. Doch hielt er die Zügel der Regierung noch fest in der 
Hand, um jede neue Gelegenheit zu Erweiterung seiner Macht zu benützen. 
10. Die Zeit des politischen Gleichgewichts (Habsburgs Minderung durch den 
Verlust Spaniens). 
§. 145. Eine neue Aussicht zur Befriedigung seiner Vergrößerungs- ’ 
sucht zeigte sich für Ludwig in Spanien, wo im Jahr 1700 Karl ll. 
der letzte König aus dem spanisch-habsburgischen Hanse starb. 
Auf sein Erbe machten Anspruch: 1) Ludwig XIV., als Gemahl 
der altern Schwester Karls II., für seinen zweiten Enkel, Philipp von 
Anjou, obgleich er bei seiner Vermählung mit ihr auf die spanische 
Erbschaft verzichtet hatte; 2) Kaiser Leopold als Gemahl der jüngeren 
Schwester Karls II. für sich und nachher seinen zweiten Sohn, Erzherzog 
Karl; 3) der Kurprinz von Bayern als directer Nachkomme jener 
jüngern Schwester des Erblassers. Da der letztere, dem Karl II. die 
Erbschaft zugedacht hatte, vor ihm starb, so wußte Ludwig es durch¬ 
zusetzen, daß Karl II. den Philipp von Anjou zun: Erben einsetzte und 
als Karl II. starb, so proklamirte er seinen Enkel als Philipp V. Kö¬ 
nig von Spanien und schickte ihn mit einem Heere über die Pyrenäen. 
So entstand der s p a n i s ch e E r b f o l g e k r i e g; 1701—1714 
denn der Kaiser schloß mit England, Holland, Dänemark, Preußen und 
Hannover die große Allianz, welcher nachher auch das deutsche Reich, 
Savoyen und Portugal beitraten. Auf Frankreichs Seite aber stand der 
Kurfürst Max Emanuel von Bayern und sein Bruder, Kurfürst Josef 
Clemens von Köln, denen Ludwig Vergrößerung ihrer Länder zuge¬ 
sagt hatte. 
Der Krieg begann in Italien, wo der tapfere kaiserliche Feldherr, 
Prinz Cugen von Savoyen, die Franzosen unter Catinat und 
Villeroi schlug und aus Italien vertrieb. In den Niederlanden gewann
	        
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