Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

§. 151. Europäischer Bildungsstand im 17. und 18. Jahrhundert. 169 
überall hin und erzeugten in Kirche und Staat schlimme Wirkungen 
wwwohl nicht-zu läugnen ist, daß sie auch gegen viele eingerissene Mi߬ 
bräuche und Schäden gerichtet waren. Zunächst schien sich der Kampf 
der gegenkirchlichen Partei nur gegen die Jesuiten zu richten, so daß 
Papst Clemens XIV., von Portugal, Spanien, Frankreich und Nea¬ 
pel gedrängt, den ganzen Jesuitenorden 1778 aufheben mußte. (Doch 
war diese Aufhebung eigentlich nur eine äußerliche; der Orden ver- 
folgte im Stillen mit Beharrlichkeit seine Zwecke.) Das politische Ueber- 
gewicht hatte sich indeß ans die Seite der nichtkatholischen Mächte 
geneigt. 
16. Rückblick auf den europäischen Bildungsstand in Kunst und Wissenschaft 
vom letzten Viertel des siebenzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts. 
§. 151. In den Bestrebungen auf dem Gebiete der Kunst - und 
Wissenschaft zeigt sich in den Ländern Curopa's eine gewisse Ge¬ 
meinschaftlichkeit und ein gegenseitiges Nachstreben; Deutschland ahmte 
in der größern Hälfte dieser Periode nur den französischen Geist und 
Geschmack sklavisch nach und hielt dadurch den Geist der Nation lange 
in der Entwicklung zum Bessern zurück, bis derselbe sich um .die Mitte 
des 18. Jahrhunderts wieder aufraffte und in seiner Tiefe und Fülle 
hervorbrach. Spanien und Italien sanken von ihrer Höhe wieder herab, 
wogegen die skandinavischen und slavischen Völker anstengen, dem west¬ 
lichen Europa in geistiger Beziehung nachzustreben. 
Wir nennen auf dem Felde der Poesie und Prosa: die Franzosen Cor¬ 
neille, Racine, Molière, L a f o n t ain e, Boileau, Boss u et, Pas¬ 
cal und Fenelon; tie Engländer Pope, Thomson, Boung, Swift, 
Goldsmith, Sterne; die Deutschen v. Haller, Hagedorn, Gellert, und 
die Klassiker Klopstock, Lessing, Wieland, Herder, Schiller, Göthe; 
den Italiener Gozzi; die Dänen Holberg und Oehlenschläger — Ferner 
auf dem Felde der bildenden Kunst: die Maler Le Sueur, Poussin, 
Murillo, Hogarth; den Bildhauer Canova; die Musiker Sebast. Bach, 
Händel, Gluck, Haydn, Mozart. 
- In der Wissenschaft zeigte sich große Regsamkeit, wobei England 
vorangieng, jedoch durchseine deistische .und atheistische Philosophie schlimmen 
Einfluß, besonders aus Frankreich übte. 
Wir nennen von England außer den §. 150 angeführten Philosophen 
den Historiker Gibbon, die Astronomen Newton und Herschel; von 
Frankreich die Naturforscher Jussieu, Busfon, den Astronomen Lalande, 
die Philosophen Montesquieu, Rousseau und Voltaire; von Deutsch¬ 
land die Philosophen Leibnitz, Kant, Fichte, den Geschichtschreiber Joh. 
v. Müller, den Mathematiker Euler, die Naturforscher Blumenbach und 
Werner; aus den Niederlanden die Philologen Hemsterbuys, Ruhnken 
und Wyttenbach, den Astronomen Huygens; von Italien die Physiker 
G alv an i und V o l ta; von Schweden den Botaniker Linné.
	        
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