Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

170 §. 152. Entstehung der nordamerikanischen Freistaaten. 
IV. Die neueste Zeit oder das Revolutionszeitalter. 
1. Die Entstehung der nordamerikanischen Freistaaten. 
§. 152. |Jte Engländer hatten vom Jahr 1610 an auf der Ostküste 
Nordamerikas verschiedene Niederlassungen gegründet, in Virginien, 
in Neu-Plymouth durch Puritaner, in Maryland und in Pennsyl- 
v a ni e n durch den edlen Quäcker William Penn, den Gründer 
von Philadelphia. Die Colonisten, welche Ansangs mit den Indianern 
schwere Kämpfe zu bestehen hatten, erkannten Englands Oberhoheit an, 
waren aber englischen Gesetzen und Abgaben nicht unterworfen. 
Die Eingangszölle aber und die Stempeltaxe, welche das Mutter¬ 
land gegen den Rath des berühmten Will. Pitt den Colonieen 
auflegte, führten den Beschluß herbei, daß 12 Provinzen alle Handels¬ 
verbindungen mit England abbrachen, worauf das von den Engländern 
1775 begonnene Gefecht bei L e x i n g t o n das Zeichen zum Freiheitskrieg 
und zu allgemeiner Bewaffnung gab. 
Washington, der besonnene und standhafte Oberfeldherr der Nord¬ 
amerikaner, bereitete dem englischen Heere einen so schweren Stand, 
daß sich schon im folgenden Jahre nach einem bei Saratoga errunge¬ 
nen Hauptsieg 13 vereinigte Staaten für unabhängig erklärten, 
1776uud durch den patriotischen und klugen Benjamin Franklin den 
Beistand Frankreichs und Spaniens gewannen. 
Unterstützt durch ein französisches Hülfsheer entschied Washington 
den Landkrieg, daß er (in Vereinigung mit Lafayette) das englische 
Heer 1781 bei Porktown zur Ergebung zwang; dagegen zeigte sich 
die Ueberlegenheit Englands zur See gegen alle seine Feinde (besonders 
durch Rodney's Seesieg bei Guadeloupe und Elliots Vertheidigung von 
Gibraltar). 
Die Ermüdung aller kriegführenden Theile, führte endlich im Jahr 
1783den Frieden von Versailles herbei, in welchem England die Un- 
abhängigkeit der (13) nordamerikanifchen Freistaaten an¬ 
erkannte, und an Spanien Florida und Minorka, an Frankreich aber 
Tabago abtrat. ✓ 
Die Vereinigten Staaten gaben sich 1789 eine eigene Verfastung. An der 
Spitze des Congresses, d. h. der Kammer der Senatoren und der der Re¬ 
präsentanten steht der Präsident, der die höchste vollziehende Gewalt hat 
und alle vier Jahre neu gewählt wird. Die höchste richterliche Gewalt ist dem 
obersten Gerichtshof übertragen. Der erste Präsident war Washington; 
jetzt zählt dieser gewaltige Freistaat 33 Staaten mit mehr als 26 Mill. Ein¬ 
wohnern, bei welchen jedoch bis jetzt die Pflege der „materiellen Interessen" 
bei weitem noch vorherrschend ist.
	        
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