§. 5. Stande und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten. 9
die sie aus den Werken Gottes in der Natur hernahmen; bald aber
verwechselten sie die Sinnbilder mit dem Urbild selbst und verwandelten
die Herrlichkeit des unsichtbaren Gottes in ein Bild gleich dem vergäng¬
lichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und kriechenden
Thiere. Ebenso trieb sie ihr Schuldbewnßtseyn zu allerlei selbsterdich¬
teten Reinignngs- und Heiligungsmitteln, als da sind: Gebetssormeln,
äußere Büßungen und Opfer, die ihnen nur einen Scheinfrieden geben
koitnten.
So entstand das Heidenthum, bei dessen Ausbildung sich die
G rund ver schied e n h eit der drei Hanptstämme auf das deutlichste
ans Licht stellte.
Die Semiten hielten nur die erhabenen Lichtkörper, die Gestirne, für
werth, als Abbilder Gottes zu dienen, unter welchen sie jedoch den wahren
Gott ebenfalls ganz verloren, mit Ausnahme Eines Stammes, der Nach¬
kommenschaft Eb er s. Die Iaphetiten vertheilten den wahren, unsichtbaren
Gott gleichsam in die ganze sichtbare Natur und vergötterten insbesondere die
Menschengestalt. Die Hamiten aber versanken theils in den Thierdienst,
theils in den Fetischismus (die Anbetung lebloser Dinge), theils trat und
tritt noch heute bei ihnen der Götzendienst in seiner greulichsten Gestalt
auf, indem sie den Grund des Bösen in Gott selbst suchen, ihn als ein
böses Wesen, als eine finstere, teuflische Macht betrachten, welche sie durch
grauenvolle Menschenopfer zu versöhnen suchen.
2. Die alte st en Staaten des Heidenthnms.
Dittmar's histor. Atlas. Taf. I. II. V.
1. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten.
§. 5. Die gesellschaftliche Verbindung der Menschen, welche man
Staat nennt, wurzelt in der Familie. Als diese sich vermehrte und
die neu sich gründende Familie bei der des Stammvaters blieb, so ent¬
stand das, was man ein Geschlecht, einen Stamm nennt, dessen
natürliches Haupt., König und Priester der Stammesälteste ist. Diese
patriarchalische Einrichtung kann jedoch nur bei Stämmen bestehen,
welche auf unbeengtem Raume sich frei bewegen und mit ihren Heerden
imtner weiter wandern können. Solche Völker haben keine Geschichte.
Diese beginnt erst dann, wenn sie sich ansiedeln, und aus dem nun
verengerten Raum allerlei Hemmnisse entspringen, welche der Mensch in
Verbindung mit seinen Nachbarn überwinden muß, weil er ihnen nicht
mehr ausweichen kann.