Full text: Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang

Kap. 23. Die hohenstaufischen Kaiser. (Fricdrich's II Tod.) 157 
In Italien vollends erreichte nun der Kampf zwischen den 
Welfen nnb Ghib ellin en durch den maaßlosenHaß bei¬ 
der Th ei l e den höchsten Gipfel. Der wüthende Fanatismus von 
Seiten der hierarchischen Partei, die von Versöhnung nichts wissen 
wollte, verbunden mit dem granzenlosen Ehrgeiz der italischen Städte, 
die schonungslose Zertretung alles Heiligen von Seiten der Ghibellinen, 
verbunden mit der unerhörten Grausamkeit Ezzelino's, der mit Enzio 
fortwährend des alternden Kaisers Hauptstütze war, — erfüllte ganz 
Italien mit Blut und Schrecken. 
Lange hielt sich bei abwechselndem Glücke der Kaiser muthig auf¬ 
recht; als aber sein geliebter Sohn Enzi o, dieser Stern der Ghibel¬ 
linen, in der Schlacht an der Fofsalta (bei Modena) in die Gefangen¬ 
schaft der Bolognesen gerieth (in welcher alsdann derselbe 21 Jahre 
lang, bis zu seinem Tode, schmachten mußte); ferner als Ezzelino 
mit feiner wahren Absicht hervortrat und sich in seinen Eroberungen 
selbstherrlich gebcrdete, und Friedrich zuletzt entdeckt zu haben glaubte, 
daß sogar sein Kanzler und vertrautester Freund, Peter vonVinea, 
von den Gegnern erkauft, ihm nach dem Leben stelle, — so brach 
dem Kaiser die Kraft. Nach noch einigen vergeblichen Versuchen, die 
Oberhand zu bekommen, starb er vor Gram und Leid über die Ver¬ 
eitlung aller seiner Herrscherplane. 
Er starb nach einer 30jährigcn Regierung, 56 Jahr alt, zu Fircnzuola 
an einer ruhrartigcn Krankheit in den Armen seines jüngsten Sohnes Manfred, 
nachdem er zuvor seine Sünden gebeichtet und vom Erzbischofs von Palermo die 
Lossprechung vom Bann erhalten hatte. Noch 1783 sah man bei Eröffnung der 
königlichen Gruft zu Palermo seinen Leichnam wohlcrhaltcn. 
Reich an Geist, Edelsinn und Muth fehlte Friedrichen zu 
einem wahrhaft großen Kaiser nur die Herrschaft über seine Leiden¬ 
schaften. Umgeben von einer Uebcrfülle von Schönheit, Pracht und 
Herrlichkeit der Welt, wie fast kein Anderer, wurde es ihm, obwohl 
selber sogar Meister der Künste und Wissenschaften, nur um so schwerer, 
Meister jener zahllosen Verwicklungen zu werden, die er meist sich 
selbst, zum Theil ein Gegner ihm bereitete, dem die Pflicht der Mäßi¬ 
gung noch weit näher hätte liegen sollen. 
.) ^.^ährend in Oberitalien Ezzelin, in Unteritalien Friedrichs 
jüngster, gleichfalls tapferer Sohn Manfred den Kampf gegen die 
päpstliche Macht fortsetzten, kehrte Jnnocenz IV mit dem Vorsatz 
der völligen Vertilgung des hohenstaufischen Geschlechts aus Lyon nach 
Italien zurück, erklärte Neapel und Sicilien für ein der Kirche heim-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.