Full text: Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang

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Kap. 4. Kampf der Ctmbern und Teutonen mit den Römern. 
Aber mit dem übermäßigen Wachsthum seiner» äußern Große 
sanken zusehends die innern sittlichen Stützen seines Machtbestandes 
dahin. Denn je mehr cs durch die Unterjochung und Zertretung an¬ 
derer Volker dem Gipfel seines Glücks zucilte, desto gewisser gelangte 
es an den Abgrund, welcher es sammt der, seit so vielen Jahrhun¬ 
derten angehäuften, blutigen Siegesbeute allmählig verschlingen sollte. 
Je gewissenloser das Volk der Römer insbesondere durch Vergeudung 
der den Völkern abgepreßten Reichthümer- die Gier seiner sinnlichen 
Lüste zu befriedigen trachtete, so daß für Geld jede Tugend feil war, 
und je willkührlicher es die von ihm bezwungenen Völker behandelte, 
desto drohender nahte das Strafgericht der ewigen Gerechtigkeit, die 
es so schwer zu verletzen sortfuhr. 
Eben als die wenigen Edeln, die Rom noch besaß, beim krän¬ 
kenden Anblick des Unrechts, das die Reichen und Vornehmen an den 
Armen und Unterdrückten verübten, ihrem Versuche, den Staat zu 
verbessern und das gestörte Gleichgewicht der Rechte wieder herzu¬ 
stellen, blutig erlegen waren, und kurz daraus Roncks Lenker sich 
nicht scheuten, bei Gelegenheit der Unthaten eines seiner Vasallen 
(des Jugurtha) der Welt das Beispiel der verworfensten Bestechlich¬ 
keit und dadurch das Zeugniß zu geben, wie reis die römische Welt 
schon damals dem Gerichte des Verderbens war: da hörte man plötz¬ 
lich „das Rauschen des Völkerstroms", dem von Gottes Vorsehung 
das Amt werden sollte, mit seinen rächenden Fluthen allmählig den 
verderbten römischen Erdkreis zu überströmen und eine neue 
Staatenschöpfung vorzubereiten. 
(2.) ^ms dem Norden von Deutschland kommend erschienen plötzlich 
an der Nordostgränze Italiens im Jahre 
113 v. Ehr. die Cimbern und Teutonen mit den sie stets begleitenden 
Ambro neu; — eine vereinigte Schaar germanischer Völker, beste¬ 
hend aus 300,000 wehrhaften Männern, darunter 15,000 geharnischte 
Reiter, mit Weibern und Kindern und vieler Beute, die sie auf 
ihrem langen Wanderzuge zusammcngerafft hatten. Ihre ungemeine 
Leibcsgröße, welche durch Büsche linb schreckbare Thiergebilde aus 
den Helmen noch riesiger erschienen, ihr trotziger Blick, ihre unge¬ 
wöhnliche Bekleidung mit Wildfellen und Eisenpanzern, ihre eigen¬ 
tümliche Bewaffnung mit Keulen, mannshohen Schildern und langen 
Schwertern — Alles an ihnen stößte dem römischen Heere, das sich 
in den Alpen unter dem Consul Papirius Carbo ihnen entgegen¬ 
stellte, einen solchen Schrecken ein, daß es keinen offenen Kampf
	        
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