Full text: Klasse 5 (sechstes Schuljahr) (Teil 5, [Schülerband])

und sah auf den Knaben. „Junge, 's ist erst halb zwölf. Was willst 
du so früh? Wem gehörst du denn zu?" — „Dem Gießer Schwarz. 
Kann ich nicht einmal zu meinem Vater? Ich habe noch nie hinein¬ 
gedurft," bat der Knabe. „Eigentlich soll es nicht sein, und einem 
jeden dürfte ich's auch nicht erlauben. Weil aber dein Vater so ein 
kreuzbraver Mann ist, wird eine Ausnahme am Ende keine Sünde 
sein. Dort, das zweite Haus links" — er deutete mit der Hand auf 
ein langgestrecktes Gebäude — „das ist die Gießerei! Da zu der kleinen 
Seitentür gehst du hinein; gib aber hübsch acht, daß dir nichts zu¬ 
stößt, sonst bekomme ich die Schuld." 
Zagend trat Karl in das ihm gewiesene Haus. Hei, was war 
das für ein Treiben in dem weiten Raume! Dicht bei der Tür blieb 
er stehen. Mächtig sprühten im Hintergründe die Funken aus dem 
großen, rauchgeschwärzten Gießosen. Es schien aber noch nicht Glut 
genug zu sein, denn oben fuhren noch immer Leute mit rußigem Gesicht 
neue Kippwagen mit Kohlen heran. Andre Arbeiter schlugen Eisen¬ 
stücke entzwei und schaufelten weißliche Steine mit dem zerkleinerten 
Eisen und den Kohlen in den dunklen Schlund des Ofens. Doch wo 
war der Vater? Richtig, da links an einer Grube wirtschaftete er 
mit ein paar andern im schwarzen Sande. Jetzt sah er auf, und ein 
Leuchten ging über sein Gesicht. „Karl, du hier? Ei, da hast du ja 
Glück gehabt, daß du überhaupt hereingelassen bist. Komm ruhig heran! 
Sieh. das Ding, das wir da im Sande geformt haben, wird die eine 
Hälfte von dem großen Schwungrad für eine Dampfmaschine. Ich 
meine, das Rad wird reichlich dreimal so hoch wie du Knirps. Die 
Form ist gerade fertig. So, nun noch den Gießkasten oben drauf!" 
Schwarz ries ein Kommandowort zur Decke hinauf. Jetzt folgte 
Karl dem Blicke seines Vaters und sah hoch oben unter dem Dache 
zwei Arbeiter, die einen Kran bedienten; der lief auf einer eisernen 
Brücke und konnte durch die ganze Gießerei bewegt werden. Leicht wie 
eine Feder hoben die beiden Kranketten den schweren, eisernen Kasten, 
der die Form bedecken sollte. „Nachbar, warte erst einmal, hier das 
Stückchen Sand will losbrechen," sagte Schwarz, „wir wollen's erst 
wieder drankleben, sonst gibt's hier zu viel, und wo anders fehlt's, 
und schließlich taugt das ganze Gußstück nichts." Schnell war der 
Schaden ausgebessert; schon senkte sich langsam der Gießkasten und 
wurde von Schwarz mit kräftigem Arm gerade über die Form gelenkt. 
Nun setzten schnell zwei andre Arbeiter die Gießtrichter ein; der oben 
offene Gießkasten wurde mit Sand gefüllt. Ein neues Kommando 
Neuland. V. 3. Auf!.- 6
	        
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