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wirkte dabei Luitbevga, Tassilos Gemahlin«; sie war
die Seele des ausgebreiteten Unternehmens, und wußte
die griechische Kaiserinn Irene durch ihren am Hof
zu Kor,stantinope> wohnenden Bruder AdalgiS und die
Wittwe des so eben verstorbenen Herzogs von Benevent,
ihre Schwester, für dag vorhabende Bündniß zu gewin.
nen, dabei ward auch auf einen Aufstand der Longobar-
den, der Sachsen, Thüringer und vieler anderer von
Carl unterdrückten Völker gerechnet. Dag Jahr 787
sollte den großen Völkerbund zur Reife bringen;
durch den Luitberga die ungerechte Entthronung ihre-
Vaters rächen wollte.
Frg. 5?) Welche Unterhandlungen eröffnete
Tassilo zur Wiedererlangung seiner Souveraini-
täts- Rechte nun in Rom, und wie endeten selbe?
Antw. Die Aufhebung des Leheneides und die Wie¬
derherstellung der unabhängigen vollen Herrscher. Rechte
gütlich zu bewirken, und das Oberhaupt der Kirche von
der Gerechtigkeit dieser Forderung zu überzeugen, schickte
Tassilo zur Osterzeit 787 den Bischof Arno von
Salzburg und den Abt Heinrich von Monsee als Ge¬
sandte nach Rom. Sie sprachen den Papst Hadrian
um die Vermittlung zwischen König Carl und dem Herzog
Tassilo, ihrem Herrn, an. — König Carl war eben,
falls in Rom anwesend, und Hadrian sicherte heuchle,
risch den zwei bojoarischeu Abgesandten seinen Beistand
zu. Statt den Lebeneid aufzulösen wurde eine gänzliche
Unterwerfung Tassilos als Hauptbedingung zur AuSglei-
chung gesetzt; darauf waren TassiloS Gesandte nicht vor-
bereitet, und erklärten, daß sie keine Vollmacht hätten,
auf solche Bedingung zu unterhandeln. — Carl erhielt
bereits geheime Anzeige, von dem gegen ihn eingeleiteten
Völkerbund, und erhob laute Klagen über Tassilo-
Treulosigkeit, auch Hadrian schalt dessen Wankelmuth,
und bedrohte BojoarienS HerzogShauS mit seinem schwer¬
sten Fluche, wenn je der Eid von Compiegne oder Worm-
gegen den Franken. König verletzt würde, alle Schuld
solle auf TassiloS Haupt fallen, wenn er nicht in allem
Carl feinem LehenShmn umerchänig -liebe. Erstaunt über