Full text: Die Geschichten des sächsischen Volks

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ten zu leben, da kehrten sie 593 in ihre Heimath zurück. 
Mit diesen zu gleicher Zeit war ein anderer Haufe in Gal- 
.lien eingebrochen und zurückgetrieben worden. In ihren 
früheren Wohnsitzen hatten sich unterdessen Schwaben 
angesiedelt und ließen sich nicht wieder daraus verdrängen, 
sie wurden daher dem Sachsen Volke cinverleibt, behielten 
aber ihr angestammtes Recht. Mit den Thüringern, 
denen die fränkische Herrschaft zu drückend wurde, ver¬ 
einigten sich die Sachsen mehrmals gegen die Franken 
zum Kriege, doch konnten sie nie viel ausrichten, weil sie 
ihre Streitkräfte stets theilen mußten, um die östlichen 
Grenzen gegen die vordringenden Slaven zu bewahren. 
Die Sachsen waren gezwungen, oftmals mit dem großen 
Frankenreiche blutige Kriege zu führen, denn die Fran¬ 
ken hätten die Sachsen gern unterjocht, strebten auch, 
das Christenthum ihnen aufzudringen, die Sachsen dage¬ 
gen wollten unabhängig dem Glauben ihrer Väter treu 
bleiben, und rächten sich für die Anfechtungen der Fran¬ 
ken durch Verheerungen und Plünderungen fränkischer 
Provinzen. Behielten die Franken die Oberhand, so fie¬ 
len sie ins Sachsenland ein, zwangen viele Sachsen, 
sich taufen zu lassen und verpflichteten sie zu einer jährli¬ 
chen Abgabe. Doch kaum hatten die gewaltsam Bekehrten 
wieder einige Streitkräfte gesammelt, als sic die christlichen 
Priester verjagten und die Zinszahlung verweigerten. So 
ging es, bis der Frankenkönig Karl der Große den 
langen und blutigen Unterjochungskrieg begann. Es war 
kein Wunder, daß die Sachsen sich gegen die Vereinigung 
mit den Franken und gegen die Einführung des Chci- 
stusglaubens aus allen Kräften sträubten, denn der Fran¬ 
ken Thun und Treiben, ihre Verfassung und ihre kirchliche 
Einrichtung dienten eben nicht dazu, den Sachsen Lust 
zur Verbindung mit ihnen und zur Annahme des Christcn- 
thums zu machen. Die Sachsen waren unverdorbene 
Deutsche, keusch, redlich, ihren Freunden und ihrem ge¬ 
gebenen Worte treu, zwar rachsüchtig und blutgierig gegen 
ihre Feinde, aber milde gegen ihre Hausgenossen und Un¬ 
tergebene. Das alles waren sie bei ihrem Aberglauben, 
bei ihrem Heidenthum und bei ihrer Rohheit. Die christ¬ 
lichen Franken dagegen waren unzüchtig, meineidig, hin-
	        
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