Full text: Die Geschichten des sächsischen Volks

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reichs Austrasien, zu welchen die deutschen Provin¬ 
zen gehörten, wollten ihm nicht folgen, sondern begehrten 
einen eigenen König. Da gab er ihnen seinen Sohn Sieg- 
bert, weil dieser aber noch ein Knabe, und daher nicht 
fähig war in's Feld zu ziehen, so setzte er den Thürin¬ 
gern einen eigenen Herzog, Namens Badulf vor, der 
sie gegen die Slaven schützen sollte. Das that er; 
nachdem er aber durch seine Siege Ansehen erworben, 
wollte er dem Frankenkönige nicht mehr untergeben sein, 
und empörte sich, wobei ihm erst die Bakern und nach¬ 
mals die Slaven-Wen den Beistand leisteten. Er über¬ 
wand die Franken in einer großen Schlacht an der Un- 
strut, und Siegbert mußte ihn als erblichen Herzog 
der Thüringer, doch unter fränkischer Lehnshoheit 
anerkennen. Die Thüringer waren nun wieder den übri¬ 
gen, den Franken unterworfenen deutschen Völkern, 
als den Baiern und Alemannen gleich gestellt, und 
erhielten ein eigenes schriftliches Gesetz. 
Herzog Badulf, der im I. 640 die Erblichkeit seiner 
Würde errungen hatte, lebte nicht mehr lange, und ob er 
Kinder hinterlassen hat, ist ungewiß, denn sein Nachfolger 
Hathan, war ein Heide, kann daher wohl nicht Ba- 
dulfs Sohn gewesen sein. Hathan erhielt mit seiner 
christlichen Gemahlin, Bilehild, 651, große Besitzungen 
am Main. Unter seinem Nachfolger, — dessen Name 
zweifelhaft, erschien zum ersten Male der heilige Kilian, 
ein Irländer, in Thüringen, um das Christenthum zu 
predigen. Die thüringischen Könige hatten zwar 
schon sich zum Christenthum bekannt, welchem sie von ih¬ 
ren gordischen Gemahlinnen zugewendet worden wa¬ 
ren; allein ihr ärgerlicher Lebenswandel war schuld gewe¬ 
sen, daß das Volk kein Vertrauen zu der neuen Lehre 
gefaßt hatte, sondern bei dem Heidenthum geblieben war. 
Kilian richtete auch wenig aus und ging nach Rom. 
Nach einiger Zeit kehrte er zurück, und brachte noch 11 
Gefährten mit, die ihm bei seinen Bekehrungswerke helfen 
sollten. Er taufte den Herzog Gozbert. Als er aber von 
diesen verlangte, daß er sich von seiner Gemahlin G i si l l a, die 
seines Bruders Wittwe war, trennen sollte, da wurde er, 
auf Veranlassung dieser rachsüchtigen Frau, im I. 687 um-
	        
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