fullscreen: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit

Ende der Kreuzzüge. 147 
ins heilige Land fort. Man unterscheidet deren sieben großes, zwischen 
denen noch viele kleinere unternommen wurden. Von den letzteren zeigt 
besonders der Kinderkreuzzug von 1212 die religiöse Schwärmerei und 
den Wunderglauben des Mittelalters am deutlichsten, als Tausende von 
Kindern aus Frankreich und Deutschland von einem französischen Hirten- 
kuabeu, der himmlische Erscheinungen zu haben glaubte, zum Aufbruch 
nach der Provence und Oberitalien verleitet wurden und teils den 
Mühen des Weges erlagen, teils in • die Gewalt von Sklavenhändlern 
gerieten, so daß nur ein ganz geringer Rest, von seinem Wahne geheilt, 
den Rückweg in die Heimat fand. 
Unter den großen Kreuzzügen war nach dem ersten der fünfte, den 
Friedrich II. unternahm, der erfolgreichste. Friedrich stellte wenigstens 
das durch Saladin zerstörte Königreich Jerusalem 1229 wieder her. 
Aber der Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum, der 1239 wieder 
entbrannte, war auch für diese Schöpfung verhängnisvoll: 1244 wurde cS^ufotem 
die Stadt Jerusalem den Christen wieder entrissen, die nur noch einige 12u. 
Küstenplätze wie Joppe und Akkon behaupteten. 
Dies war für den König Ludwig IX. von Frankreich (den die Kirche Ludwig ix. 
in der Folge wegen seiner Frömmigkeit heilig gesprochen) die Vercmliifsimg, fon^ranfretd). 
1248 über Cypern nach Ägypten zu fahren, da von diesem Sultanat 
die größte Gefahr für die christlichen Besitzungen in Syrien drohte. Er 
nahm 1249 Damiette ein, ward aber auf dem Zuge gegen Kairo ge- 
schlagen, mit seinem ganzen Heere 1250 gefangen und nur gegen Heraus- 
gäbe von Damiette und Zahlung eines Lösegeldes wieder frei gegeben. 
Er verweilte noch fast vier Jahre in Akkon, das er nebst den übrigen 
noch christlichen Städten an jener Küste in möglichst guten Verteidigungs- 
zustand setzte. 
1270 unternahm Ludwig der Heilige eine neue Kreuzfahrt, die 
sich zunächst gegen den muhammedanischen Korsarenstaat in Tunis richtete. 
Über Sardinien nach Afrika gekommen, belagerte Ludwig Tunis, als die 
ungewohnte Hitze im französischen Heere Krankheiten erzeugte, denen auch 
der König erlag. Der Rest seines Heeres kehrte nach Abschluß eines 
Vertrages in die Heimat zurück. 
Nachdem Ludwig der Heilige, in welchem (neben Gottfried von 
Bouillon) die religiöse Stimmung des Mittelalters den edelsten Ausdruck 
gefunden, gestorben und das römisch-deutsche Kaisertum durch den Kampf 
mit dem Papsttum auf eine Zeit vernichtet war und auch nach seinem 
Wiederaufleben nie mehr die alte Macht gewinnen konnte, war das 
Schicksal der christlichen Besitzungen in Syrien besiegelt. Gerade hundert Fall von Akkon 
Jahre nachdem Akkon durch Richard Löwenherz und Philipp August den 129L 
Christen wieder gewonnen worden, verloren sie diesen wichtigsten und 
lange tapfer verteidigten Küstenplatz 1291 an die stürmenden Mamelucken, 
worauf sie Syrien vollständig räumten und sich zunächst nach Cypern 
zurückzogen. 
') I. 1096—1099. II. 1147—1149. III. 1189—1192. [IV. 1202—1204.] 
V. 1228-1229. VI. 1248—1254. VII. 1270. 
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