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IV. Biographien und Reden.
bestimmt haben, und die eine Küste ist nicht viel weiter vom Mittel¬
punkt des Reiches entfernt als die andere.
Wie, wenn er sein Petersburg an den prachtvollen, nie vom
Wintereise versperrten Äafen von Sewastopol verlegt hätte, dicht an
paradiesischen Äöhen des Tschadyr-Dagh, wo die Weinrebe wild wuchert
und alles das im Freien gedeiht, was an der Newa im Treibhaus ge¬
zogen wird, wo keine Überschwemmung mit Vernichtung droht, die Flotte
nicht sieben Monate eingefroren liegt und die Dampfkraft die Ver¬
bindung mit Europas schönsten Ländern leichter herstellt als vom Fin¬
nischen Meerbusen aus?
Welche Stadt wäre Petersburg, wenn sie ihre breiten Straßen bis
nach Balaklawa erstreckte und das Winterpalais über den tiefblauen
Spiegel des Schwarzen Meeres blickte, wenn die Isaakskirche auf der
Äöhe des Malakoff stünde, wenn Aluschta und Orianda das Peterhof
und Gatschina der kaiserlichen Familie wäre!
IV. Biographien und Reden.
37. Ernst Moritz Arndt.
Von Alfred Biese.
Es gibt Männer, von denen geht, auch wenn man sich nur in das
Leben und Schaffen der längst dahingegangenen versenkt, eine stählende
Kraft aus; man spürt bei Betrachtung ihres Wesens, das in Worten
und Taten sich ausprägt, die innere Verpflichtung, ihnen nach Möglich¬
keit gleich zu werden, wenigstens zu versuchen, ebenso tapfer zu denken
und zu handeln wie sie.
Zu solchen kernigen Männern von echt deutschem Schrot und Korn
gehört Ernst Moritz Arndt. Er ward am 16. Dezember 1769 zu
Schoritz aus der schönen Insel Rügen geboren, deren blaue See und
dunkle Buchenwälder und schimmernde Kreidefelsen nimmer vergißt, wer
sie einst, zumal in der Jugend, geschaut hat. Die Natur und die Bibel,
aus der die fromme Mutter, eine schlichte Pächtersfrau, den Kindern
vorlas, wirkten am stärksten auf den Knaben ein. Gegen alle Knbilden
der Witterung wurden die jungen Arndtleute von dem Vater gründlich
abgehärtet, denn er meinte, man dürfe einen Jungen, der wohl einst¬
mals Stahl und Steine werde ansaffen müssen, nicht in Baumwolle
einpacken. Reiten und Schwimmen und Schlittenfahren und Schlittschuh¬
laufen und Wandern waren ihm Lust. Mit dem Privatlehrer hatte es, trotz