30. Die Kämpfe der Russen im Kaukasus. 313
griechischen Kirche angehören müsse, eine Bestimmung, die erst 1852
von der Londoner Conferenz anerkannt wurde. Dadurch entstand eine
neue Schwierigkeit, als die Ehe des Königs Otto kinderlos blieb.
Denn dem (eine neue Taufe bedingenden) Uebertritte der für diesen
Fall zunächst berechtigten baierischen Prinzen (Luitpold und seiner
männlichen Descendenten) stand eine Bestimmung des Ehe-Vertrages
entgegen und durch diesen Mangel einer geordneten, gegen jeden
Einspruch gesicherten Thronfolge verlor König Otto's Thron an Fe¬
stigkeit. Den Sturz desselben in Folge der Revolution vom Jahre
1862 s. im dritten Zeiträume.
30. Die Kämpfe der Russen im Kaukasus 1825—1864.
(Nach Friedrich Sieger, drei Bücher neuester Geschichte, mit Zusätzen nach
Eduard Arnd, Geschichte der neuesten Zeit und vom Herausgeber.)
Ueber die ganze breite Landenge, welche das schwarze Meer von
dem caspischen trennt, zieht sich in der Richtung von Nordwesten nach
Südosten eine gewaltige Bergkette, der Kaukasus. In diesen Ge¬
birgen, die dem Menschen einen dürftigen Lebensunterhalt gewähren,
wohnen verschiedene Völkerschaften zweifelhaften Ursprungs, die Ts cher-
kessen, die man für die Ureinwohner des Kaukasus hält, die Tschet-
schenzen, Nachkommen der Alanen, die Osseten, die modischen
Sarmaten der Alten, die Lesghier, wahrscheinlich mit den alten
Hunnen verwandt, die Suanen, Abassen, Georgier, außerdem
Stämme tatarischen Ursprungs. Alle diese Völker sind tapfer und
freiheitsliebend, Hirten und Jäger, aber lieber noch Räuber auf Ko¬
sten ihrer Nachbarn.
Peter der Große war der Erste, welcher die russischen Waffen in
den Kaukasus trug. Er eroberte das wichtige Derbend am caspischen
Meere, gab indessen seine Eroberungen wieder heraus, weil er mit
dem Perser Nadir Schah nicht in Krieg kommen wollte. Nach ihm
gewann Katharina II. die große und kleine Kabardah, die Wohnsitze
der Tscherkessen, und legte die sogenannte kaukasische Linie an, eine
lange Reihe von Festungen und Forts, welche die Flüsse Terek und
Kuban mit einander verbinden. Das schöne Land südlich vom Kau¬
kasus fiel Katharinen zu, als die Fürsten Heraklius von Georgien
und Salomo von Jmerethi sich als Vasallen ihr unterwarfen (1785).
Jetzt konnte mitten durch das Gebirge eine Straße nach dem Norden
angelegt werden, deren Hauptfestung den bedeutungsvollen Namen
Wladikaukas (Zwingkaukasus) erhielt. In Folge glücklicher Kämpfe
mit den Persern eroberten die Russen die caspische Küste bis Baku,
der türkisch-russische Krieg von 1828 brachte die Festungen Añapa