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die durch Hunger und Kälte erschöpfte« sächsischen Truppen, und
das preußische Heer uahm in Sachsen Winterquartiere.
Friedrich suchte sein Vorgehen zu rechtfertigen, indem er die
in Dresden gefundenen Aktenstücke, die sich auf die Pläne seiner
Gegner bezogen, veröffentlichte.
bb. Zweites Kriegsjahr. 1757.
Prag, Kolin — Roßbach, Leuthen.
Friedrich hatte durch feinen plötzlichen Einfall in Sachsen zwar
bedeutende Vorteile erreicht, aber die Gegner waren jetzt mit ihren
Rüstungen fertig und stellten 430 000 Mann ins Feld, während
das preußische Heer kaum 200 000 Mann zählte.
Mit seiner Hauptmacht wandte sich Friedrich im Frühjahr 1757
zuerst gegen die Österreicher. Er rückte in Böhmen ein und griff
6. 5. 1757 am 6. Mai die bei Prag wohlverschanzten Truppen des Prinzen
Karl von Lothringen an. Der König errang den Sieg nur unter
ungeheuren Verlusten. Auch sein berühmter General, der 73jährige
Feldmarschall Schwerin, gehörte zu den Gefallenen. Er war
vom Pferde gestiegen, als er sah, daß sein Regiment zu weichen
begann, und hatte selbst eine Fahne zum Sturm vorangetragen,
bis er, von mehreren Kugeln getroffen, zu Boden sank.
Die Österreicher zogen sich hinter die Festnngswälle von Prag
zurück, und Friedrich begann sofort die Belagerung der Stadt.
Inzwischen rückte ein neues österreichisches Heer unter dem Feld¬
marschall Daun zum Entsätze von Prag heran. Friedrich wandte
sich mit einem Teile seiner Armee gegen Daun und traf ihn bei
Kolin, östlich von Prag. Hier hatte das österreichische Heer, das
fast doppelt so stark war als das preußische, eine feste Stellung
18.6.1757 eingenommen. Trotzdem griff Friedrich am 18. Juni den Feind
an. Nach anfänglichen Erfolgen wurde der König vollständig
geschlagen und verlor zwei Drittel seines tapferen Fußvolks. Diese
erste Niederlage Friedrichs hatte für ihn die schlimmsten Folgen.
Er mußte die Belagerung Prags, das sich nur noch kurze Zeit
hätte halten können, aufgeben, und alle Feinde Preußens gingen
jetzt mutig zum Angriff vor.
Der König zog sich durch Nordböhmen nach Sachsen zurück.
Den größten Teil seines Heeres sandte er unter seinem Bruder,
dem Prinzen August Wilhelm, zum Schutze Schlesiens nach der
Lausitz. Infolge seiner Unentschlossenheit erlitt der Prinz aber
schwere ° Verluste an Mannschaften und Vorräten. Friedrich traf
Ende Juli mit seinen Truppen in Sachsen ein. Er machte seinem
Bruder die bittersten Vorwürfe und übertrug den Oberbefehl dem
Herzog von Bevern.