59. Der Krieg der Franzosen in Mexico.
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nach dem Wunsche des Kaisers Napoleon, den Erzherzog Ferdi¬
nand Maximilian von Oesterreich zum Kaiser wählte.
Zu Ansang des October 1863 kehrte Forey nach Europa zurück
und überließ die völlige Unterwerfung des Landes dem General Ba-
zaine, der zwar nirgends ernstlichen Widerstand fand, aber Juárez nicht
zur Unterwerfung oder zur Räumung des Landes zwingen konnte,
obgleich dieser Luis Potosi den Franzosen überlassen mußte. Erzherzog
Maximilian entschied sich für die Annahme der wenig Anlockendes
bietenden Krone und schloß mit Frankreich einen Vertrag, dem zufolge
25,000 Mann französischer Truppen vorläufig im Lande bleiben und
dasselbe erst in dem Maße räumen sollten, als er selbst die zu ihrem
Ersätze nöthigen Truppen würde organisiren können. Die von Mexico
zu erstattenden Kosten für die französische Expedition, bis zum 1. Juli
1864, wurden auf 270 Millionen Francs festgesetzt; von da ab soll¬
ten alle Ausgaben für die Armee Mexico zur Last fallen. Sogleich
sollten 66 Millionen in Anleihescheinen an Frankreich gezahlt wer¬
den, dann aber jährlich 25 Millionen baar.
Kaiser Maximilian, der am 12. Juni 1864 seinen Einzug in
Mexico hielt, trat die Regierung unter äußerst mißlichen Verhältnissen
an: mehr als die Hälfte des Reiches war noch Republik, im Norden
stand Juárez als gesetzlicher Präsident derselben und auch im Süden
zählte er noch Anhänger genug; selbst das von den Franzosen be¬
setzte Gebiet wurde beständig von Guerillas beunruhigt. Dazu kam
die schlimme Finanzlage des Landes: die Republik war unter Juárez
nicht im Stande gewesen, den Engländern, Spaniern und Franzosen
die Zinsen der ihnen schuldigen Capitalien zu bezahlen; jetzt sollte sie
eine mindestens dreifach so große Schuld verzinsen und daneben noch
ein Heer von französischen, österreichischen, belgischen und einheimischen
Truppen besolden! Dies war eben so unmöglich, als die beiden im
Lande vorhandenen Parteien zu befriedigen, die clericale und die li¬
berale, die namentlich in Bezug auf die von Juárez vorgenommene
Säcularisirung der unermeßlich reichen Kirchengüter einander schroff
gegenüber standen, indem jene (wie auch der Papst in einem Schrei¬
ben vom 18. October 1865) den Widerruf der Säcularisation, diese
deren Aufrechterhaltung verlangte. Der Kaiser ordnete eine Revision
derselben an, durch welche der in gutem Glauben erworbene Grund¬
besitz anerkannt werden sollte. Nicht minder aber drohte dem neuen
Kaiserthum Gefahr von Seiten der Vereinigten Staaten von Nord¬
amerika, welche sich weigerten, „eine unter den Auspicien einer euro¬
päischen Macht auf den Trümmern der republikanischen Staatsform
errichtete monarchische Regierung" anzuerkennen und sich gegen eine
fortgesetzte Einmischung Frankreichs in die Angelegenheiten Mexico's
erklärten.
Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken. IV.
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