Full text: Die Geschichte der letzten 50 Jahre

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60. Der Krieg in Deutschland und Italien. 
Regierung auf den 15. September festgestellt. In Betreff des Her¬ 
zogthums Lauenburg aber ward ein Definitivum geschaffen, indem 
der Kaiser von Oesterreich gegen Zahlung einer Abfindungssumme 
von 2,500,000 dänischen Rthlrn. seine Ansprüche dem Könige von 
Preußen abtrat, so daß die alleinige Herrschaft über dieses Herzog¬ 
thum endgültig auf den König von Preußen überging. Herr.v. Bis¬ 
marck wurde von seinem Könige in den Grafenstand erhoben. 
Die förmliche Besitzergreifung des Königs von Preußen im Herzog¬ 
thum Lauenburg, dessen Stände schon im October 1864 mit 14 ge¬ 
gen 4- Stimmen in diesem Sinne sich ausgesprochen hatten, wurde 
am 15. September von dem Commissarius Grafen Arnim - Boytzen- 
burg in Ratzeburg vollzogen. Auf den Wunsch der Stände erfolgte 
dann am 26. und 27. September noch die Entgegennahme der Erb¬ 
huldigung persönlich durch den König, doch ohne daß die von der 
Ritterschaft gehoffte Bestätigung der veralteten Stände-Privilegien da¬ 
bei erreicht wurde. Die gemeinschaftliche Regierung für Schleswig- 
Holstein wurde wirklich am 15. September aufgelöst und es traten 
an diesem Tage Freiherr v. Gablenz als österreichischer „Statt¬ 
halter" von Holstein in Kiel, und Freiherr v. Manteuffel als 
preußischer „Gouverneur" von Schleswig in Flensburg die Regie¬ 
rung an. 
Die Gasteiner Convention war nur ein neues Provisorium, dessen 
Verwandlung in einen definitiven Zustand um so dringender geboten 
erschien, als einerseits fortwährend lebhafte Agitationen zu Gunsten 
des angeblichen Erbrechtes des Prinzen Friedrich von Augustenburg 
Statt fanden, andererseits 19 Mitglieder der holsteinischen Ritter¬ 
schaft, an ihrer Spitze v. Scheel-Plessen, eine Adresse an den Grafen 
Bismarck richteten für Personal-Union der Herzogthümer mit Preu¬ 
ßen. Als nun in einer Versammlung von 3-—4000 Männern aus 
beiden Herzogthümern in Altona (23. Januar 1866), welcher auch 
mehrere politische Notabilitäten aus Süddeutschland (wie Metz, Mit¬ 
glied des Nationalvereins-Ausschusses) beiwohnten, zwar keine förm¬ 
liche Resolutionen gefaßt wurden, weil diese von der Landesregie¬ 
rung verboten waren, aber man sich energisch für die Einberufung 
der schleswig-holsteinischen Stände ausgesprochen hatte, richtete Graf 
Bismarck (26. Jan.) eine Beschwerde nach Wien über die gesammte 
Regierungspolitik Oesterreichs in Holstein, welche beabsichtige, „dieses 
Land dem Prinzen von Augustenburg thatsächlich zu überantworten, 
der kein Recht auf dasselbe habe und dessen Ansprüche früher von 
Oesterreich selbst entschieden bestritten worden". Die Depesche bezeich¬ 
net dieses Verfahren als eine Schädigung des monarchischen Princips, 
und stellte, falls Oesterreich bei demselben beharre, einen Bruch der 
bisherigen Allianz in Aussicht. Alsbald sprach die preußische Regie¬ 
rungs-Presse die Erwartung aus, daß „Preußen nicht dulden werde, 
daß es von Oesterreich durch einen Bund mit der Revolution 
um seine wohl erworbenen Rechte gebracht werde". Der österreichi¬
	        
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