156 II. Hemmung der üirchenerneuerung.
M a l e r e i. Ich nenne die drei berühmtesten und be¬
ginne mit dem Füruehmsten, einem Schüler Wohlgemuths.
Albrecht Dürer, ein Nürnberger, geb. 1471 f 1528,
ist ohne Frage der größte deutsche Maler, allen überlegen
an Gemüthstiefe und Ideenreichtum. Mit seinem ange-
bornen hohen Genie verband er das ernftlichste Studium
seiner Kunst. Er zeichnet meisterhaft und den ganzen Men¬
schen nach allen Körperverhältnissen. Das Charaktervolle
in seinen Gesichtern findet man selbst in den italienischen
Schulen nicht. Ungemein sinnreich ist ferner seine Com-
position, d. i. Zusammenstellung der einzelnen Gegenstände
zu einem Ganzen. Schon gereift besuchte er 1505 Venedig
und Bologna, und selbst die Italiener bewunderten und
beneideten ihn. Auch nach den Niederlanden begab er sich,
wo er ausnehmend verehrt wurde. Kaiser Max I. erhob
ihn zu seinem Hofmaler, doch der Gehalt erreichte ihn erst
kurz vor seinem Tode. Seine gepriesensten Werke sind:
die Anbetung der Könige (jetzt zu Florenz), die heilige
Dreieinigkeit (zu Wien), Maria mit dem Christuskiude,
welches Rosen austheilt (zu Prag), fein letztes die Kreuz¬
tragung. Ein herrliches Porträt ist im Besitz der Holz-
schuher zu Nürnberg. Dürer war auch ein ausgezeichneter
Bildhauer uud Kupferstecher, Erfinder der Radirung
und Aetzkuust und durch seine Zahlreichen Kupferstiche machte
er guten Geschmack allgemeiner. In seiner Kunst und in
seinem Leben war er deutsch und ein frommer Christ, der
schon 1518 dem Mann der Thesen huldigte durch Ueber-
sendnng „seines Dings", uud bezeugte: Luther hat mir
aus großen Nöthen geholfen.
Den Lukas Crauach, eigentlich L. Snnter von
Cranach (Krönach), 1472—1553, kennen wir schon als
freiwilligen Theilnehmer am Unglücke Johann Friedrichs
(S. 62). Er wurde in Franken gebildet, trat aber in
die Dienste des kursächsischen Hofes zu Wittenberg uud
ward Luthers Freuud. An diesem Maler bewundert man
die große Mannigfaltigkeit und die sorgfältige Ausführung