Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

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Amtsherzögen des deutschen Reiches. 
erwuchs der Eichstätter Bischof Gundachar II (oder Gunzo) 
von 1057—1075, dessen in geschichtlicher Hinsicht und für vater¬ 
ländische Ortskunde wichtiges Pontifikalbuch die Domkirche von 
Eichstätt als köstlichen Handschriftenschatz noch heute verehrt. 
Gnnzo'sll Freund und Rathgeber war ein Eichstätter Domherr 
unbekannten Namens, aus der in jener Zeit höchst reichen Bene¬ 
diktinerabtei Hasaried (heute Herrieden in Mittelfranken) ge¬ 
bürtig, von dessen 'geschichtlichen Schriften noch einige sehr wich¬ 
tige Bruchstücke sich erhalten haben und bei dem znm Jahre 1053 
das erste historische Zeugniß für die im bayerischen Vaterlande 
wieder mit Macht hervortretende Scheyern'sche Dynastie vorkommt*). 
Daß auch in Würzburg und Speyer (in welch'letzterer 
Stadt seit 1050 die Anfänge des Speyerer Dombanes durch 
die salischen Kaiser, welche hier ihre Familiengruft hatten) rege 
wissenschaftliche Thätigkeit herrschte, ist schon durch beit oben 
erwähnten Pernolf angedeutet und geht aus dem in diesem 
Zeitraum herrschenden Vorurtheile hervor, daß die besten Schul¬ 
vorstände am Rhein und in Frankreich seien. 
Zu Bamberg, wo Kaiser Heinrich II der Heilige 1007 
ein Bisthum und 1015 das Benediktinerkloster Michaelsberg 
gegründet, erstand eine Klosterschnle nach dem Muster der Kloster- 
berg'schen bei Magdeburg, welche zu großem Ansehen gelangte. 
Einer ihrer Vorstände, Ezzo mit Namen, dichtete in deutscher 
Sprache; Willo (1' 1085), Abt des Klosters Michaelberg, war 
Erfinder der Weisen oder Melodieen, um bereu willen Viele, die 
sie hörten, in den Mönchsstand traten **); am meisten ragte in 
Bamberg der Bischof Otto der Heilige (1106 —1139) her¬ 
vor, begeistert für das Mönchthum und in Staats- und Kirchen¬ 
sachen erfahren, wie kaum einer seiner Zeit. Er übte aus 
Franken, Schwaben: und Bayern und durch seine Mission nach 
Pommern auch zur Einführung dieses Landes in den europäischen 
Sittigungskreis die erstaunenswürdigsten uub nicht genug hervor¬ 
zuhebenden Einflüsse. Auf diese Einflüsse geht auch die von 
Udalrich, einem Zöglinge Bambergs, um 1125 angefertigte 
Sammlung wichtiger Urkunden, Correspondenzen und anderer 
*) Pertz. IX. 264. 
**) Gervinuö, Gesch. d. deutsch. Dichtung I. 108.
	        
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