Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

32 Bajoarien unter d. Karol. Ludwig d. Deutschen. 
die Hauptstadt und der erste Königs sitz. Au die Stelle der 
(828) abgeschafften Aemter eines Statthalters und der beiden 
Misst ließ nun Ludwig der Deutsche ein Hofgericht treten, 
an dessen Spitze der Pfalzgras (comes palatinus) stand. Ihm 
war die Aufsicht über die Gaugrafen, die Verwaltung der könig¬ 
lichen Domänen, Güter und Gefälle und außerdem die Ent¬ 
scheidung der an den König gebrachten Rechtshändel übertragen. 
Nach dem Vertrage von Verdün, der Ludwig zum selbst¬ 
ständigen Könige aller deutsch eil Völker machte, verging bis 
Zu dessen Tode fast kein Jahr, in welchem er nicht mit den slavischen 
Völkern der Sorben, Böhmen und Mähren zu kämpfen 
hatte. Am meisten machten ihm die Mähren zu schaffen, die 
unter Rastislav oder Rastiz (846 — 870) und dessen Neffen 
Swiätopulk oder Zwentibold (872—894) beständig darauf 
ausgingen, das deutsche Joch abzuschütteln. Zn diesen Kämpfen 
nach Außen kamen noch die fortwährenden Kämpfe im Innern, 
hervorgerufen durch die Herrschbegierde, von welcher Ludwigs 
des Deutschen Söhne Karlmann, Ludwig und Karl erfüllt 
waren. Zuerst empörte sich Karlmann, den sein Schwieger¬ 
vater Ernst, Markgraf des Nordgaues22), unterstützte, und be¬ 
mächtigte sich Kärnthens und des östlichen Grenzlandes 
(861). Als der Vater aus das usurpirte Gebiet verzichtete, 
schritten auch die beiden jüngeren Söhne zur Empörung, 
die selbst eine im Jahre 865 vorgenommene Ländertheilung nicht 
ganz zu dämpfen vermochte. Die letzten Lebensjahre Ludwigs 
des Deutschen trübte noch ein arges Zerwürfniß, das zwischen 
ihm und seinem Bruder, Karl dem Kahlen von Frankreich, 
beim Erlöschen des karolingischen Zweiges in Italien^) eintrat. 
Ludwig dem Deutschen gebührte als dem ältesten überlebenden 
Sprossen des karolingischen Hauses die römische Kaiser- und 
die lombardische Königskrone. Karl der Kahle kam ihm 
aber hinterlistig in der Erwerbung derselben zuvor, indem er fich 
zu Rom am 25. Dezember 875 krönen ließ. Um den Betrug 
*) Die Söhne des Kaisers Lothar (p 855) waren schnell nacheinan¬ 
der ohne Hinterlassung männlicher Nachkommen gestorben: Karl, der dritt- 
geborne Sohn, im I. 863, Lothar II, der zweitgeborne Sohn, im I. 869, 
und der älteste Sohn Ludwig II im I. 875.
	        
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