Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

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Bayern unter Welf II. 
Habe der römischen Kirche geschenkt und sich standhaft weigere, 
ihr Vermächtniß zurückzunehmen, da lösten die enttäuschten Welfen 
ihre Bündnisse: der jüngere Welf trennte sich von seiner Ge¬ 
mahlin Mathilde, der ältere Welf sagte sich vom Papste 
los und gingen beide zum Könige Heinrich IV über, der sich zu 
dieser Zeit eben in Padua aufhielt. Bereitwilligst gab dieser 
dem Vater Welf das Herzogthum Bayern zurück (1096—1101), 
vermuthlich als erbliches Herzogthum. 
Der zu Anfang des Jahres 1097 erfolgte Tod des Mark¬ 
grafen Azzo II von Este lenkte bcn Blick Welfs I nach Ita¬ 
lien , wo seine Stiefbrüder Hugo und Fulko dem väterlichen 
Testamente zufolge von der ganzen Verlasscnschast des Vaters 
Besitz ergriffen. Welf stieß das Testament un: und verlangte 
den gesetzmäßige:: Erbtheil. Da die beiden Stiefbrüder diesen 
verweigerten, zog Welf mit einer in Bayern und Kärnthen 
aufgebrachten Streitmacht nach Italien, brachte dem Heere seiner 
Stiefbrüder empfindliche Nachtheile bei und gewann den größer:: 
Theil der väterlichen Güter (1098) für sich. 
Im Jahre 1100 schloß sich Welf I dem unglücklichen 
Krenzzuge Wilhelms von Aquitanien nach dem hl. Lande 
an, starb aber im nächsten Jahre auf der Rückkehr von diesem 
Zuge zu Paphos auf der Insel Cypern (13. Nov. 1101). Er 
hinterließ zwei Söhne, Welf und Heinrich, von denen ihm 
jener in Bayern, dieser in den schwäbischen Grafschaften 
nach folgte. 
§ 45. Welf II (1101 — 1120), ein wegen seiner Leut¬ 
seligkeit und Liebe zu den Künsten des Friedens allgemein ver¬ 
ehrter Fürst, entschied sich bei dem Zwiste, der (1104) zwischen 
dem Kaiser Heinrich IV und seinem zweitgebornen Sohne, 
Heinrich, ausbrach, zu Gunsten des letzter:: und stellte diesem, 
als es zwischen Vater und Sohn zum Krieg kam, seine ganze 
Streitmacht zur Verfügung. Der Kaiser fiel in die Hände seines 
Sohnes, der ihn auf einer Versammlung zu Ingelheim unter 
Androhung des Todes zur Abtretung der Regierung zwang, an¬ 
geblich, um den Zwiespalt zwischen Staat und Kirche zu beendi¬ 
gen. Der Kaiser entfloh nach Lüttich und fand Unterstützung
	        
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