Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

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Bayern unter Heinrich IX, bcm Schwarzen. 
Zwei Monate nach dieser Gewaltthat schloß Pa schal II 
mit Heinrich V einen Vergleich itub krönte diesen sogar zum 
Kaiser (Uli), nahm aber, sobald der Gekrönte Italien verlassen 
hatte, den Vergleich als einen erzwungenen zurück. So kam es 
zwischen beiden Machthabern zu einem neuen Confliet, bei wel¬ 
chem die Sachsen wider Heinrich V, für ihn aber Welf II 
und Konrad, ein Sohn der kaiserlichen Schwester Agnes aus 
ihrer ersten Ehe mit Friedrich dem Staufer, Parteinahmen. 
Um die Macht und das Ansehen dieses Konrad, dessen Bruder 
Friedrich (1106) dem Vater im Herzogthum Schwaben gefolgt 
war, zu verstärken, bekleidete ihn Kaiser Heinrich V (1116) 
mit dem durch ihn neu organisirten HerMthum Ost franken *), 
welches seit dem Jahre 1024, wo Herzog Konrad von Ost¬ 
franken als König der Deutschen erwählt worden war, durch 
keinen weltlichen Fürsten mehr besetzt, sondern durch den jeweili¬ 
gen Bischof von Würzburg unter dem Titel: „Herzog in Ost¬ 
franken" verwaltet worden war. Dieser Titel verblieb den Bi¬ 
schöfen Würzburgs auch jetzt noch, nachdem des Kaisers Neffe 
Konrad als Herzog von Ostfranken bestellt worden war. 
Herzog Welf II erlebte den Ansgang des Jnvestiturstreites 
nicht; er starb wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Frank¬ 
reich, wohin er dem Kaiser an der Spitze eines Heeres gefolgt 
war, auf seinem Schlosse zu Kaufering am Lech zu Anfang 
des Jahres 1120. Seine Leiche wurde im Kloster Wein¬ 
garten bestattet. 
§ 46. Da Welf II keine Kinder hinterließ, folgte ihm 
laut Erbrecht sein Bruder Heinrich, dieses Namens der neunte 
Herzog von Bayern (1120 — 1126), welcher auch „der Schwarze" 
zugenannt wird. Er war mit Wulfhilde, der Erbtochter des 
*) Dieses Herzogthum begriff nach der durch Heiurich V vorgcnom- 
meuen Umgestaltung die Güter der ausgestorbeneu Grafen von Schwein- 
furt im Nordgau mit derBu r g g r a f sch af t Nürnberg, alle Grafschaften 
und unmittelbaren Herrschaften des fränkischen Kreises, den Bisthums¬ 
sprengel von Bamberg und auf kurze Zeit auch den Bisthumssprengel von 
Würzburg in sich, welch' letzterer jedoch durch eine Urkunde Heinrichs V 
vom 1. Mai 1120 der Landes- oder Herzogshoheit des Würzburger Bischofs 
wieder zurückgestellt wurde.
	        
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