216 Zeitalter der Reformation.
Wiener Hof; deswegen hielt er jetzt Wallenstein für entbehrlich und
suchte ihn zu entfernen. Letzterer jedoch merkte das natürlich auch und
trachtete deshalb, Kaisermacht und Schwedenmacht derart im Gleichgewicht
zu halten, daß er das Zünglein an der Wage bildete. Eine solche
Stellung konnte der Feldherr jedoch nur dann auf die Dauer einnehmen,
wenn er sich auf sein Heer unter allen Umständen verlassen konnte'
Darum suchte er das bisher wenigstens dem Namen nach kaiserliche Heer
ausschließlich an seine Person zu fesseln (Revers der Obersten in Pilsen).
Aber dem Wiener Hof gelang es, ihm die Mehrzahl der Führer
(Piccolomini, Gallas) abspenstig zu machen, und als man dessen
sicher war, wurde Wassenstein für abgesetzt erklärt. Da eine Anklage
wegen Hochverrats nach dem geheimen Vertrag keinen Sinn hatte, wurde
der Herzog mit seinen Vertrauten (Jlow, Trzka) zu Eger (in der Nord-
1634 westecke Böhmens) durch ausländische Offiziere seines Heeres (Buttler,
Febr. Devereux) ermordet.
Bei dem unselbständigen Charakter Ferdinands II. ist als sicher anzu-
nehmen, daß er den Mord nicht befohlen hat, sondern daß ihn seine Um-
gebung ohne sein Wissen vor eine vollendete Tatsache (fait accompli) stellte.
Nun trat der Thronfolger Aerdinand, unterstützt von dem kriegs-
kundigen Spanier Gallas und dem tapferen bayerischen Reiterführer
Johann v. Werth, an die Spitze der kaiserlich-bayerischen Armee
1634 und schlug die Schweden vernichtend bei Worringen im Ries; Horn
Aug. wurde gefangen, Bernhard von Weimar floh mit den Resten des
schwedischen Heeres nach dem Elsaß (also zu den französischen Bundes-
genossen). Darauf schloffen Sachsen und die meisten protestantischen
1635 Fürsten mit dem Kaiser den Arieden von Wrag, worin dieser die
Ausführung des Restitutionsediktes auf 40 Jahre hinausschob (es war
dies nur eine Umschreibung für den voraussichtlichen vollen Verzicht);
außerdem erhielt Sachsen die Lausitz. Der Krieg schien beendet.
i:\ Schwedisch-französischer Krieg. Daß der Kampf noch volle
13 Jahre weiter wütete, war nur die Schuld Frankreichs. Dies wollte
keine Wiedererftarknng Deutschlands. Unser Vaterland sollte ohnmächtig
und zerrissen bleiben, damit Frankreich ungestört im Elsaß und in
Lothringen Eroberungen machen konnte. Deshalb gab jetzt Richelieu
den Schweden nicht nur Geld wie bisher sondern schickte auch französische
Truppen unter Anrenne und Gonde über den Rhein. So ging der
verhängnisvolle Krieg weiter.
Wohl geschahen noch große Heldentaten. Begabte Schüler Gustavs,
wie Waner uud tzorstenson, trugen wiederholt die siegreichen Waffen der
Schweden bis tief in die kaiserlichen Erbländer; dafür streiften bayerisch-