Full text: (Fünftes und sechstes Schuljahr) (Teil 3, [Schülerband])

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wurde, saß der Doktor gerade zu Tisch. Da sah der Bauer, wie 
schön er aß und trank, und das Herz ging ihm danach auf, und 
er wäre auch gern ein Doktor gewesen. Also blieb er noch ein 
Weilchen stehen und fragte endlich, ob er nicht auch könnte ein 
Doktor werden. „0 ja,“ sagte der Doktor, „das ist bald geschehen.“ 
„Was muß ich thun?“ fragte der Bauer. „Erstlich kaufe dir ein 
Abc buch, so eins, wo vorn ein Göckelhahn drin ist; zweitens 
mache deinen Wagen und deine zwei Ochsen zu Geld und schaff 
dir damit Kleider an und was sonst zur Doktorei gehört; drittens 
laß dir ein Schild malen mit den Worten: Ich bin der Doktor All¬ 
wissend, und laß das oben über deine Hausthür nageln.“ Der 
Bauer that alles, wie’s ihm geheißen war. Als er nun ein wenig 
gedoktert hatte, aber noch nicht viel, ward einem reichen, großen 
Herrn Geld gestohlen. Da ward ihm von dem Doktor Allwissend 
gesagt, der in dem und dem Dorfe wohnte und auch wissen müßte, 
wo das Geld hingekommen wäre. Also ließ der Herr seinen 
Wagen anspannen, fuhr hinaus ins Dorf und fragte bei ihm an, 
ob er der Doktor Allwissend wäre? Ja, der wär’ er. So solle er 
mitgehen und das gestohlene Geld wieder schaffen. 0 ja, aber 
die Grete, seine Frau, müßte auch mit. Der Herr war das zu¬ 
frieden und ließ sie beide in den Wagen sitzen, und sie fuhren 
zusammen fort. Als sie auf den adligen Hof kamen, war der 
Tisch gedeckt, da sollte er erst mitessen. Ja, aber seine Frau, 
die Grete, auch, sagte er, und setzte sich mit ihr hinter den Tisch. 
Wie nun der erste Bediente mit einer Schüssel schönem Essen 
kam, stieß der Bauer seine Frau an und sagte: „Grete, das war 
der erste,“ und meinte, es wäre derjenige, welcher das erste Essen 
brachte. Der Bediente aber meinte, er hätte damit sagen wollen: 
„Das ist der erste Dieb,“ und weil er’s nun wirklich war, ward 
ihm angst, und er sagte draußen zu seinen Kameraden: „Der 
Doktor weiß alles, wir kommen übel an; er hat gesagt, ich wäre 
der erste.“ Der zweite wollte gar nicht herein, er mußte aber 
doch. Wie er nun mit seiner Schüssel herein kam, stieß der Bauer 
seine Frau an: „Grete, das ist der zweite.“ Dem Bedienten ward 
ebenfalls angst, und er machte, daß er hinaus kam. Dem dritten 
ging’s nicht besser, der Bauer sagte wieder: „Grete, das ist der 
dritte." Der vierte mußte eine verdeckte Schüssel hereintragen, 
Und der Herr sprach zum Doktor, er sollte seine Kunst zeigen 
Und raten, was drunter läge, es waren aber Krebse. Der Bauer 
sah die Schüssel an, wußte nicht, wie er sich helfen sollte, und 
sprach: „Ach, ich armer Krebs!“ Wie der Herr das hörte, rief 
or: „Da, er weiß es, nun weiß er auch, wer das Geld hat.“
	        
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