fullscreen: Erziehender Geschichtsunterricht

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andern Feinde gegen ihn gehabt hatten. Lieb war ihnen das ja nicht 
gerade, daß der König von Preußen das drucken lassen konnte, denn sie 
mußten sich nun eigentlich schämen. Aber so sehr schämten sie sich nicht, 
sondern sie sagten: „Nun haben wir's einmal angefangen, nun wollen 
wir's auch zu Ende bringen", nnd so ging der Krieg los. Bloß von Eng- 
land kriegte der Alte Fritz Hilfsgelder gezahlt, denn England hatte mit 
Frankreich Krieg, und einige kleine Länder in Norddeutschland standen 
ihm auch bei. Sonst stand er gegen die ganze Welt allein und fürchtete 
sich nicht. 
Kaum hatte er nun Dresden erobert und das ganze sächsische Heer 
bald darauf gefangen genommen, da rückte er in die Länder Maria 
Theresias in Böhmen ein. Die Hauptstadt von Böhmen heißt Prag. 
Das ist eine wundervolle alte Stadt. Ein prachtvolles breites Schloß 
liegt hoch auf einem Berge und sieht auf die Stadt herunter. Wer aber 
die Stadt einnehmen will, der mnß eine rechte Bergmauer hinauf, und 
vor der strecken sich weite sumpfige Wiesen, über die man nur schwer 
herüber kann. Da oben standen nun die Österreicher, und Friedrich kam 
von unten mit seinen Truppen heran. Das gab denn ein schreckliches 
Morden. So tapfer die Preußen heranrückten, sie gingen ja ganz offen, 
ganz ungedeckt, nnd in den Sumpfwiesen auch noch langsam. Infolge- 
dessen konnten die Österreicher zielen, daß es nur eine Art hatte, und so 
fielen die Preußen zu Hunderten und zu Tausenden. Eben rannte noch 
einer mutig dahin, da warf er plötzlich die Arme in die Luft, sprang 
hoch auf, wie sich ein Pferd bäumt, und stürzte hintenüber. Mancher 
kam ins Stolpern, weil ihm sein Kamerad eben mit zerschossenen Füßen 
zwischen die Beine fiel. So wälzte sich in Pulver qualm und Geknatter 
und Geschrei eine blutige Schlachtreihe vorwärts, auf die Berge der 
Österreicher zu. Es war drauf und dran, daß die Preußen endlich doch 
zurückgewichen wären. Da sprang der alte General Graf Schwerin vor, 
der schon bei Mollwitz alles wieder gut gemacht hatte, ergriff selber die 
Fahne, — er war schon 73 Jahre alt, — und rief: „Heran, Kinder, 
immer heran!" Wie die jungen Soldaten das sahen, daß der Alte noch 
so ein Held war, da hätte sich denn doch jeder einzelne geschämt, zurück- 
zubleiben. Sie stürmten vorwärts, es mochte nun kommen, was da wollte. 
Da auf einmal wankt der alte General, er schlägt lang hin, die Fahne 
fällt über ihn. Eine Kugel hat ihn zu Tode getroffen. Aber nun bringt 
die Preußen nichts mehr zum Weichen. Was der Alte gekonnt hat, das 
können die Jungen auch; vorwärts geht es, die Höhen hinauf, und wie 
sie oben sind, da sind die Österreicher zurückgewichen und fliehen hinein 
Kabisch, Geschichtsunterricht. 7
	        
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