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Das Gcbeb rourie mit niedergesenkten Händen verrichtet,
und mit dem Fuß auf den Boden gestampft.
Daß bei den Römern eine geraume Zeit auch Men¬
schenopfer gebracht wurden, haben wir schon oben bemerkt.
Die Altäre wurden mit Laub und Gras bedeckt, auch
mit Blumen geschmückt, bisweilen mit wollenen Binden um-
bunden. Altäre und Tempel waren Freistätte. Ein Ver¬
folgter, der bei ihnen eine Zuflucht suchte, konnte uicht mit
Gewalt weggcnommen werden, und es wurde für ein großes
Verbrechen gehalten, sich hier an ihm zu vergreifen.
131.
Evocationen. Devotionen. Erpiationen.
Oesters wurden bei den abergläubischen Römern die
Seelen der Verstorbenen aus der Unterwelt, oder die Schutz¬
götter der Feinde aus einer belagerten Stadt oder eine Gott¬
heit, deren man bedurfte, aus dem Olymp gerufen; dies
nannte man Evocationen. Davon war besonders die
zweite Gattung merkwürdig. Als Beispiel mag folgende
Formel dienen, die bei der Belagerung der Stadt Carthago
gebraucht wurde: Welcher Gott, welche Göttin es auch
seyn mag, unter deren Schutz das Volk und die Stadt Car¬
thago sich befinden, dieselben, besonders aber dich, der dn
die Obhut dieser Stadt über dich genommen hast, bitte ich,
beschwöre ich, flehe ich an, daß ihr von dem carthaginenfi-
fchen Volke weichen, alle diese Wohnungen, Tempel, heiA-
gen Orte und die ganze Stadt verlassen und von derselben
hinwegziehen, ihnen Furcht, Schrecken, Vergessenheit ein-
flösen, und euch als solche, an denen Verrath begangen
worden, nach Rom zu mir und den Meinigen begeben wollet,
daß euch unsere Wohnungen, unsere Tempel, unsere Ver¬
ehrung angenehmer und wohlgefälliger seyn mögen. Seid