Full text: Das Alte Rom oder Schilderung der bürgerlichen, religiösen und militärischen Verfassung, des häuslichen Lebens, der Sitten, Gebräuche und Meinungen der alten Römer

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burtstage. Die vielgeprüfte Prinzessin lebte einige Jahre in Wien; dann be¬ 
gab sie sich nach Mielan in Curland, wo sich damals ihr Oheim, der Graf 
von Provence, aufhielt, und vermählte sich mit dem Herzoge von Augouleme, 
einem Sohne des Grafen von Artois. 
1V7. Schreckenszeit in Frankreich. 
(Aufstand der Vend6e, von Lyon, Toulon und Marseille. Revolutionsgericht. Wohl¬ 
fahrtsausschuß 6. April 1793. Ermordung Marats durch Charlotte Corday 18. Juli 
1793. Terrorismus. Abschaffung der Religion 3. Novbr. 1793. Vernunftdienst. Hin¬ 
richtung des Herzogs von Orleans 6. Novbr. 1793. Bestrafung der widersetzlichen Städte. 
Collot d'Herbois in Lyon. Bonaparte in Toulon. Carrier in Nantes. Dantons Fall 
31. März 1794. Sturz Robespierre's 27. Juli 1794. Ende des Terrorismus.) 
Nachdem Ludwig XVI. hingerichtet worden war, hatten die Jakobiner 
ihr Ziel noch lange nicht erreicht, nämlich mit eiserner Ruthe über ganz 
Frankreich zu gebieten. Dazu standen ihnen die gemäßigteren Girondisten im 
Wege, und diese waren theils stärker an Zahl, theils hatten sie größere Ta¬ 
lente, besonders Rednergaben, und wurden auch von dem bessern Theile des 
Volks mehr geachtet. Aber dennoch siegten endlich jene, weil sie mehr zu¬ 
sammenhielten, mit größerer Kühnheit verfuhren, und im Nothfall auf die 
Hülfe des Pöbels und ihrer besoldeten Mörderbanden rechnen konnten. 
Aber so wie an den Gränzen der Krieg, und im Innern des Convents 
Parteisucht tobte, so erhob sich nun auch noch, um das unglückliche Frankreich 
ganz zu zerfleischen, ein Bürgerkrieg. Die Einwohner der Vend^e, eines 
kleinen Ländchens an der Küste des atlantischen Meeres, zwischen den Mün¬ 
dungen der Loire und Garonne, hatten schon bisher mit Schaudern aus dem 
Munde ihrer geachteten Geistlichen und Edelleute die Ereignisse in Paris 
vernommen, und da sie treue Anhänger des Königs waren, so versetzte sie die 
Nachricht von seiner Ermordung in Wuth gegen die Republikaner. Sie be¬ 
waffneten sich, um die That zu rächen, und führten nun mehrere Jahre 
unter heldenmüthigen Anführern (Charette, Stofflet, d'Elbäe, La Roche-Ja- 
quelin) einen wüthenden Krieg gegen die Freunde der Revolution, durch welche 
das Ländchen zwar verheert wurde, aber auch viele Tausende der Republikaner 
ums Leben kamen. Denn die Beschaffenheit des Bodens eignete sich ganz zu 
einem solchen Parteikriege. Jeder Acker ist hier mit einem Graben und einer 
Baumreihe umgeben; wurden also auch die Vendeer geschlagen, so konnten 
sie doch nicht verfolgt werden, weil nur sie die Schlupfwinkel kannten. Aber 
so schnell, wie sie verschwunden waren, erschienen sie auch wieder, sobald die 
Sturmglocke ertönte. — Auch Lyon, Mars eil le und Toulon erklärten 
ihren Abscheu vor den Greueln der Revolution, und kündigten dem National- 
c-nvente in Paris den Gehorsam auf, und in ganz Europa äußerte man 
allgemein den Unwillen vor der Ermordung des guten Königs und dem tollen 
Unwesen, welches die Jakobiner trieben. Am meisten zeigten sich die Engländer 
entrüstet, und waren recht thätig, ganz Europa gegen Frankreich unter die 
Waffen zu bringen. 
Im Convente in Paris gaben sich die Girondisten Mühe, Ordnung in 
die Regierung zu bringen, und schlugen eine neue Verfassung vor. „Nichts 
damit!" schrieen die Jakobiner, besonders Marat, den sie zu ihrem Vorschreier
	        
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