Full text: Geschichte der Römer

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XL. 
Begebenheiten bis zum Tode Casars. 
Nach der Schlacht von Pharsalus schickte Casar, dem der Senat 
und das Volk in Rom das Consulat auf fünf Jahre, die tribunicische 
Gewalt für immer und die Dictatur auf ein volles Jahr, gegen die 
bisher gültige Ordnung, ertheilt hatte, seinen Legaten M. Antonius, 
den er zum Magister equitum ernannte, nach Italien, wo vor dieses 
Feldherrn Ankunft einige Unruhen unterdrückt und Milo, der mit einer 
bewaffneten Schaar gelandet war, bei der Belagerung von Cosa in 
Lukanien umgekommen war. Antonius vereinigte in sich alle Macht 
und die Regierung war ganz militärisch. Er selbst, ein Mann voll 
Geist und Kraft, aber den Leidenschaften unterthan und genußsüchtig, 
ohne Herzensgüte und Tugend, brachte den größten Theil seiner Zeit 
mit Schwelgern und lüderlichen Personen zu, reiste mit seiner üppigen 
und stolzen Gemahlin Fulvia mit einem großen Zuge von Wagen in 
Italien umher, und machte sich dabei durch sein stolzes Betragen ge¬ 
gen die Bürger, so wie durch seine Nachsicht gegen die Truppen, all¬ 
gemein verhaßt. Daher sehnte man sich nach Casars Rückkehr. Dazu 
kamen noch die Unruhen, welche der Volkstribun C. Cornelius Do- 
labella im I. 47 durch den Vorschlag veranlaßt^, die Schulden zu 
erlaffen und die Hausmiethen zu vermindern; er selbst hatte sehr viele 
Schulden. Sein College Trebellius widersetzte sich, und es kam zu 
Gewaltthatigkeiten, wobei achthundert Bürger getodtet wurden. An¬ 
tonius ließ daher die Stadt mit Truppen besetzen, aber auch sie fingen 
Meuterei an, und diese Unordnungen vergrößerten oder verminderten 
sich, je nachdem gute oder böse Nachrichten von Casars Fortschritten 
aus Asien und Aegypten eintrafen. 
Endlich erschien zur allgemeinen Freude Casar in Rom, besänf¬ 
tigte die Gcmüther und stillte die Meuterei der zehnten Legion, welche 
rückständigen Sold und die versprochene Entlassung mit Ländereien 
verlangte. Andere unruhige Kriegerhaufen schloffen sich der Empörung 
an. Aus ihren Standquartieren bei Kapua waren sie eigenmächtig 
nach Rom gezogen und hatten das Marsfeld besetzt. Cäsar wagte es, 
unter die Meuterer zu treten und ihre Entlassung aus dem Dienst zu 
erklären, wobei er sie nicht, wie gewöhnlich, Kameraden (Commilltoues), 
sondern „Bürger" (Quirites) nannte. Vorzüglich wirkte diese Benen¬ 
nung auf ihr Ehrgefühl; sie wollten nicht Bürger, sondern Soldaten 
seyn, und erklärten, fortdienen zu wollen. Cäsar nahm die Reuige»
	        
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