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Mr, mit den Parthern Frieden zu schließen und alle Eroberungen
Trajans zurückzugeben, so daß der Euphrat wieder Reichsgrenze wurde.
Dann ging er nach Rom zurück, mußte aber bald nach Mösien gegen
die RorolaneN und Sarmaten ziehen, die er durch Geschenke und Jahr¬
gelder beruhigte. Dacien konnte er wegen der vielen römischen Kolo¬
nisten den Barbaren zwar nicht überlassen, erschwerte ihnen aber dock-
den Uebergaug über die Donau, indem er einen Theil der Trajanischen
Brücke abbrechen ließ. Um den Zustand des Reichs aus eigener An¬
schauung kennen zu lernen, bereiste er alle Provinzen, meist zu Fuß,
ohne alles Gepränge, nur von einigen Rechtsgelehrten begleitet.
Ueberall hielt er sich auf, nicht blos um die Truppen zu mustern,
sondern auch um die Verwaltung des Landes streng zu untersuchen.
Im I. 120 besuchte er zuerst Gallien, Britannien/ Germanien, dann
Spanien; spater die östlichen Provinzen, und ließ überall Denkmäler
seiner kaiserlichen Freigebigkeit und Fürsorge zurück. In Britannien
ließ er den berühmten Wall aufführen, der sich von der Tyne bei
Newcastle bis an die Solwaybucht erstreckt, und noch jetzt zum Theil
unter dem Namen Picts-Wall sichtbar ist. Auch in Deutschland legte
er zwischen der Donau und dem Rhein einen ähnlichen Grenzwall an,
den spätere Kaiser vergrößerten. In Thracien gründete er Hadriano-
polis, Athen wurde erweitert und verschönert. Als er in Aegypten
war, ertrank sein Lieblings-Page Antinous, ein schöner Jüngling,
zu dessen Andenken die Stadt Antinoopolis erbaut wurde. Nach dem
zerstörten Jerusalem sandte er römische Ansiedler und gründete daselbst
die Kolonie Aelia Capitolina. Daß nun heidnische Opfer auf dieser
heiligen Stelle gebracht wurden, reizte die fanatischen Juden zu einem
furchtbaren Aufstande, an dessen Spitze ein falscher Messias, Bar¬
co ch ab oder Barcozeba, sich stellte, im I. 133. Mit fürchterlicher
Erbitterung stritten die Juden für ihre Religion und für das Land
ihrer Väter; 580,000 kamen durchs Schwert um, das Land ward
völlig verödet und die jüdische Bevölkerung in die Sklaverei abgeführt.
Den Juden ward der Zutritt zu der neuen Stadt versagt, und in
spätem Zeiten durften sie jährlich nur einmal ihre Klagelieder daselbst
ertönen lassen. Die Kolonie Aelia Capitolina erhielt erst seit dem vier¬
ten Jahrhundert ihren alten Namen wieder, kam bei der Reichsthei-
lung 395 zum oströmischen oder byzantinischen Reiche und siel 637 in
die Hände der Araber.
Da Hadrian wohl einsah, daß jede neue Eroberung das Reich
innerlich schwächte, so beschränkte er sich nur auf die Erhaltung der
alten natürlichen Reichsgrenzen. Ob er gleich im Kriege geübt und
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