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und in Italien selbst feste Wohnsitze genommen hatten. Durch die
Vermischung der germanischen Dialekte mit der schon verderbten latei¬
nischen Sprache (lingua Koraana rustica) entstanden allmählig neue
Sprachen, die italienische, romanische, provenzalische, welsche, fran¬
zösische, spanische und portugiesische mit verschiedenen Abänderungen,
deren Hauptbestandtheile das Lateinische sind; in der englischen Sprache
ist zwar auch der römische Ursprung nicht zu verkennen, allein die an¬
gelsächsische und normännisch- französische Sprache trugen nachher zu
ihrer Ausbildung wesentlich bei.
Die wohlthatigen Wirkungen des Christenthums, welches in den
Provinzen des abendländischen Reiches seit dem vierten Jahrhunderte
festen Fuß gefaßt hatte, wurden zy>ar durch die Streitigkeiten, Ver¬
ketzerungen und Machdgetzote einer der Religion' Jesu fremden Hierar¬
chie bedeutend gehemmt und in den Äugen aufgeklärter und gebildeter
Heiden herabgesetzt,; allein die seligmachende Kraft der neuen Religion
wirkte doch unter allen Stürmen der Zeit in den Gemüthern der Men¬
schen im Stillen fort, indem ^es die alte Abgötterei verdrängte, die
Gesinnungen veredelte, die Rechte der Menschheit sicherte, die Bildung
des gemeinen Verstandes beförderte, die Rohheit der wilden germani¬
schen Völker milderte, die Herrschaft der Leidenschaften schwächte und
die Hoffnung auf eine unsichtbare Welt fester begründete.