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wieder abfahren. Kaufleute, die nach Sardinien oder Libyen kommen,
sollen keinen gültigen Kauf schließen können, als im Beiseyn eines Ge¬
richtsdieners und eines Schreibers. Was in deren Gegenwart verkauft
wird, für dessen Bezahlung soll dem Verkäufer der Staat haften.
Kommt ein Römer in das karthagische Gebiet auf Sicilien, so soll er
in allem gleiche Rechte (mit dem Karthager) haben. Die Karthager
sollen nicht beleidigen das Volk von Ardea, Antium, Aricia, Eirceji,
Terracina, noch ein anderes Volk der Latiner, das den Römern unter¬
worfen ist. Auch sollen sie sich enthalten von den Städten der übrigen
Latiner, die den Römern nicht unterworfen find; nehmen sie dieselben
aber, so sollen sie den Römern dieselben unversehrt ausliefern. Sie
sollen kein Kastell in Latium anlegen, und wenn sie bewaffnet kommen,
keine Nacht im Lande bleiben."
Wir kehren zum Tarquinius zurück. Dieser fand neue Unterstützung
bei dem reichen und mächtigen Lars (König oder Fürst) Porsena in
Clusium. Ein etruskisches Heer drang bis in die Schanzen des Ja-
niculums und würde den über die Tiberbrücke fliehenden Römern nach¬
geeilt seyn, wenn nicht Horatius Cocles die Brücke vertheidigt
hätte, bis sie hinter ihm abgebrochen war. Als sie zusammengestürzt
war, sprang er, selbst verwundet, in voller Rüstung in den Strom,
betend: »Vater Tiberinus, nimm diese Waffen und diesen Krieger in
deinen heiligen Strom gnädig auf und schütze ihn. " Glücklich schwamm
er an das jenseitige Ufer. Eine andere Sage läßt ihn aber in der
Tiber umkommen. Zur Belohnung erhielt Roms Retter so viel Land,
als er an einem Tage umpflügen konnte, und eine Statue, auch
reichte ihm jeder, als Hungersnoth in der von Porsena eingeschlossenen
Stadt einriß, etwas Speise.
In der Stadt verschworen sich aber dreihundert vornehme Jüng¬
linge, den König zu ermorden. Den C. Mucius traf das Loos, den
ersten Versuch zu machen. Unerkannt kam er in das etruskische Lager
vor die Richterbühne des Porsena, erstach aber aus Unbekanntschaft
dessen Schreiber. Er wurde ergriffen und erklärte, daß der König noch
viele solcher Angriffe zu fürchten habe. Und als dieser ihm mit der
Feuermarter drohete, wenn er nicht sogleich die gegen sein Leben ge¬
machten Anschläge entdecke, da streckte Mucius seine Rechte in das auf
einem Opferbecken lodernde Feuer. Diese Festigkeit rührte den König;
er entließ den kühnen Jüngling, der vom Verluste seiner rechten Hand
den Zunamen Scävola (Linkhand) erhielt. Porsena schloß Frieden
mit Rom, das sich ergeben mußte, unter harten Bedingungen: er un¬
tersagte den Römern den Gebrauch des Eisens, ausgenommen zum