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mit den merowingischen Königen Bündnisse oder
Pakte einer wechselseitigen Hülfe (itzt sUiancs) er¬
richtet, und nach denselben sich in allen Fällen ge¬
richtet haben. Da nun diese Könige zu verschwin¬
den anfiengen, und an ihrer Stelle deren Großhof-
rneister traten, glaubte man baierischer Seits (wie
es dann auch wirklich so war) an jenes, nur mit
den Merovingern errichtete Bündniß ferner nicht ge¬
halten zu jet)», und die baierischen Herzoge handel¬
ten (was sie aber auch während dem Bestand jenes
Bündnisses schon thaten, und zu thun befugt wa¬
ren) als unabhängige Regenten, so, daß sie, ohne
dem geringsten Einflüße des fränkischen Hofes, z. B.
Bisthümer errichteten, und das Eruennungsrecht
der Bischöfe, und (Jus regium) ausübten. Sie
glaubten auch, indem sie sich auf ihre mächtige, und
tapfere Nation allerdings verlassen konnten, ihre
vollkommene Selbstständigkeit wider jede Angriffe
eines dritten behaupten zu können; aber das Glück
des Kriegs, wenn es einmal auf Kriege ankdmmt,
bleibt stets ungewiß und wandelbar, und kleine Zu¬
fälle und Umstände haben oft, wie die Geschichte
aller Völker und Höfe beweiset, in kurzer Zeit ein
Gebäude zerstört, das unzerstörbar, und auf ewig¬
dauernde Grundfesten gestützt zu seyn schien.
Eine solche Erfahrung traf am baierischen Hofe
nur zu bald ein. Carl Martell hatte bey zwey
Gemahlinnen vier Kinder hinterlassen, nämlich mt$
der ersten Ehe die, eben genannten, zwey Prin¬
zen, Carlmann, und pipin, den Rurzen, nebst
einer Tochter Hiltrude; aus der zweyten Ehe mit
Sunehilde (einer baierischen Prinzeßinn, und ver-
rnuthlichen Tochter des Herzogs Theodoalds) einen
Prin-