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Unwissenheit nannte. Die meisten Großen konnten
kaum lesen und schreiben, und sie hatten weder Nei¬
gung, noch Zeit, es zu lernen, da seit den Carolin-
gern, und vorzügiich seit dem vom Kaiser Otto I.
gefaßten Plan, alle Herrschaft unmittelbar von der
kaiserlichen Krone abhängig zu machen, die Führung
der Waffen, und die Fortsetzung großer und kleiner
Kriege das herrschende Geschäft geworden war. Die
Schien bey den Domkirchen, und in Klöstern dauer¬
ten zwar noch fort; allein von diesen letztcrn war,
was Baiern betrifft, eine große Anzahl zerstört, oder
durch andere Unglücksfalle herabgekommen, und von
Len bischöflichen Domschulen muß man sich schon da¬
raus einen schlimmen Begriff machen, daß die Bi¬
schöfe förmliche Kriegsvberste und Generalen wurden,
und auf dem Wege waren, zugleich bey ihrer geist¬
lichen Würde, weltliche Fürsten zu werden. Die säch¬
sischen Kaiser schenkten den Bischöfen, und vielen Kld-
siern, nicht mehr bloß, wie ehmals geschah, einzelne
Höfe und Güter, sondern ganze Städte, Grafschaf¬
ten und Gauen, indem sie sich wider die Anmas-
fungen der weltlichen Herren eine beschränkende
Gegenmacht Herstellen wollten. Diese Bereiche¬
rung und anwachsende Macht zog aber den Geist¬
lichen einen allgemeinen Neid, und eine immerwäh¬
rende Verfolgung von den weltlichen Herren zu,
rrnd diejenigen, welche ihre Mundbürden (S. 140.)
vorstellten, behaupteten beynahe eine Art von persön¬
licher Herrschaft über die Blßthümer und Klöster, und
zogen von den stiftischen Unterthanen nicht nur unge¬
heure Vortheile, welche in jährlichen Eindienungen,
Steuern, und mancherley Abgaben bestanden, son¬
dern sie bemächtigten sich auch nicht selten der stifti¬
schen Güter, und behaupteten die Vortheile, welche
sie