Otto'S Kämpfe in Unteritalien.
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Strange hingerichtet, viele Andere wurden enthauptet oder in die Verban¬
nung geschickt. Mit dem Papste schloß der Kaiser auf's neue enge Freund¬
schaft und gab ihm vas Gebiet von Ravenna, das der römischen Kirche
entrissen worden war, wieder zurück. Dafür krönte der Papst den jungen
Otto II., der schon als sechsjähriger Knabe (961) in Worms zum Nach¬
folger seines Vaters gewählt und gekrönt worden war, am Weihnachtsfeste
(967) feierlich zum Mitkaiser.
4. Ganz Ober- und Mittelitalien gehorchte jetzt dem Kaiser. Nur
in Unteritalien behaupteten sich noch die Griechen, und in Sicilien hatten
sich schon die Saracenen festgesetzt. _ Gegen beide hütete Herzog Pandulf,
mit dem Beinamen der Eisenkopf, die Grenze. Otto hatte den Plan, die
Saracenen wieder aus Unteritalien zu verdrängen und dieses Land, das
früher ein Theil des weströmischen Reiches gewesen war, als dessen Wie¬
derhersteller sich Otto betrachtete, den Griechen durch Vertrag oder Gewalt
zu nehmen. Daher begab er sich (968) zu Pandulf und schickte von hier
aus den Bischof von Cremona, den als Geschichtsschreiber bekannten Luitprand,
an den griechischen Kaiser Nicephorus und ließ für seinen Sohn Otto II.
um die Hand der Prinzessin Theophano, einer Tochter des früheren Kaisers
Romanus, werben, um dadurch auf friedliche Weise in den Besitz von Apu¬
lien und Calabrien zu gelangen. Als aber Nicephorus diesen Antrag zu¬
rückwies, auch in lächerlichem Uebermuthe dem deutschen Könige den Kai¬
sertitel absprach und einen Theil der italienischen Eroberungen desselben,
ja sogar die Stadt Rom, als Eigenthum zurück verlangte; da siel Otto im
folgenden Jahre (969) verheerend in die gedachten Provinzen ein und
drang mit großer Klugheit gerade auf dem Höhenzuge vorwärts, der Un¬
teritalien in die zwei Landschaften Apulien östlich, Calabrien westlich theilt
und beide beherrscht, so daß die Griechen sich genöthigt sahen, sich in ihre
festen Plätze zurückzuziehen.
5. Als er so den Weg gebahnt hatte, ging er zurück und überließ
die weitere Eroberung dem Pandulf; dieser wurde aber bald gefangen und
nach Constantinopel geführt, und die Griechen drangen wieder vor und
verheerten das Land um Capua und Benevent. Da schickte Otto, der da¬
mals gerade in Oberitalien neue Anordnungen traf, indem er namentlich
vielen Bischöfen Grafenrechte übertrug, die Grafen Günther und Siegfried
gegen die Griechen ab, die einen glänzenden Sieg erfochten und den ge¬
fangenen Griechen zur Rache für die begangenen Greuel die rechte Hand,
Nase und Ohren abschneiden ließen. Zu derselben Zeit bestieg nach der
Ermordung des Nicephorus der Kaiser Zimrsces den griechischen Thron,
welcher Pandulf aus der Gefangenschaft entließ, mit Otto Frieden schloß
und zur Vermählung der Theophano mit Otto II. seine Einwilligung gab. Im
April 972 wurde mit dem größten Glanze die Vermählung zu Rom ge¬
feiert. Bald darauf kehrte der Kaiser mit den Seinigen nach Deutschland
zurück.
Die Vermählung Otto's II. mit der Theophano hatte für Deutschland nicht un¬
wichtige Folgen. Sie brachte Griechen und griechische Sitten mit, die zunächst Man¬
ches am Hofe änderten, dann aber auch auf die wissenschaftliche Bildung in den
Clöstcrn nicht geringen Einfluß halte. Der Hof des deutschen Königs nahm Manches
von der Pracht und dem Ceremoniell des griechischen an, und der König selbst, gleich
dem griechischen, den Titel „heilige Majestät". Unteritalien blieb übrigens in den
Händen der Griechen.
6. Der Kaiser hielt nach seiner Rückkehr aus Italien ein großes Hof¬
lager zu Quedlinburg, wo er das Grab seiner inzwischen gestorbenen Mut-
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