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Heinrich III, besiegt die Böhmen.
Heinrich (Sept. 1039) mit einem starken Heere in Böhmen ein. Bre-
tislav versprach zwar Unterwerfung, aber Heinrich forderte außer dein
gewöhnlichen Tribut auch sämmtliche Schätze, welche Bretislav dem
Herzoge von Polen, einem Vasallen des Reichs, geraubt hatte. Dies
verweigerte Bretislav und griff im Einverständniß mit dem Könige Pe¬
ter von Ungarn zu den Waffen. Heinrich versuchte nun von zwei Sei¬
ten in Böhmen einzudringen, aber Bretislav hatte die Pässe besetzt und
Schanzen angelegt, und in den böhmischen Wäldern erlitten die deutschen
Heere so große Verluste, daß sie sich zurückziehen mußten. Heinrich
machte neue Rüstungen und im folgenden Jahre (1041) wurde der Feld¬
zug mit größerer Vorsicht und Anstrengung unternommen. Die beiden
deutschen Heere trafen nach großer Verwüstung des Landes bei Prag
zusammen, und Herzog Bretislav wurde so in die Enge getrieben, daß
er sich genöthigt sah, um Frieden zu bitten. Er versprach den rückstän¬
digen Tribut und einen Schadenersatz von 8000 Pfund Silber zu zah¬
len, stellte seinen Sohn als Geisel und leistete später dem Könige auf
dem Reichstage zu Regensburg den Eid der Treue, nachdem er aus die
in Polen gemachten Eroberungen verzichtet hatte.
3. Als Heinrich auf diese Weise Böhmen wieder zur Anerkennung
der deutschen Oberhoheit gebracht hatte, bot sich ihm eine günstige Ge¬
legenheit dar, dieselbe auch über Ungarn auszudehnen. Der König Pe¬
ter, ein Schwestersohn des verstorbenen Königs Stephan des Heiligen,
unter welchem das Christenthum dort völlig eingeführt war, wurde we¬
gen seiner Grausamkeit und Ausschweifungen vertrieben und wandte sich
an Heinrich um Hülfe. Dieser gewährte sie ihm, namentlich^ weil der
neugewählte König Aba noch Heide war und die entschiedenste Feind¬
schaft gegen Deutschland an den Tag legte. Aber erst nachdem Heinrich
drei Heereszüge . (1043 u. 1044) gegen die Ungarn unternommen und
sie in einer blutrgen Schlacht bei Mensö (1044) besiegt hatte, gelang
es ihm, den vertriebenen König Peter wieder einzusetzen. Im folgenden
Jahre erschien dieser vor dem deutschen Könige und übergab ihm das
Königreich Ungarn; Heinrich gab es ihm auf Lebenszeit als Lehen zu¬
rück. In diesem Kriege war außer der Oberhoheit des deutschen Rei¬
ches über Ungarn auch der Landstrich zwischen dem Kahlenberge und
der Leitha gewonnen und mit der österreichischen Mark vereinigt.
4. Zu derselben Zeit (1043—1044) waren auch in Burgund und
Lothringen Unruhen ausgebrochen; Heinrich zog zuerst nach Burgund,
Dann nach Lothringen, brach den Uebermuth der Großen und stellte die
Ruhe wieder her. Zugleich wirkte er dahin, daß der sogenannte Got¬
tessriede auch in Deutschland eingeführt wurde, und daß die Fürsten
und Beamten des Reiches den Landfrieden ordentlich handhabten. Da¬
mals hatten nämlich in Frankreich mehrere Bischöfe auf verschiedenen
Synoden, um der rohen Gewalt des Faustrechts einigermaßen entgegen
zu wirken, festgesetzt, daß vom Mittwoch Abend bis Montag Morgen
alle Fehden ruhen und Niemand gegen einen Andern Gewalt üben sollte.
Wer gegen diese Bestimmung handle, solle mit dem schwersten Kircherr-
panne bestraft werden. Diese Einrichtung nannte man Gottesfrie¬
den (treuga dei).
5. Bis dahin hatte der König die Herzogthümer, Franken, Schwa¬
den und Cärnthen unter seiner unmittelbaren Verwaltung behalten; aber
er sah ein, daß die Ruhe und Ordnung ohne einen in jedem Herzog-
thume wohnenden Fürsten nicht gut aufrecht erhalten werden konnte.