Full text: Die deutsche Geschichte für Schule und Haus

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Albrecht I. 
3. Nicht bloß dieses ungerechte Verfahren machte den Kaiser Allen 
verhaßt, sondern auch seine Geldgier, welche ihn bewog, die freien Städte 
übermäßig zu begünstigen. Daher traf man Anstalten, ihn vom Throne 
zu stürzen, was namentlich durch Albrecht von Oestereich, der seine 
Hoffnung auf die deutsche Krone noch nicht aufgegeben hatte, mit allem 
Eifer betrieben wurde. Dieser wußte nämlich durch Versprechungen 
die Churfürsten von Böhmen, Sachsen und Brandenburg, und sogar 
den Erzbischof von Mainz, den frühern Beschützer Adolfs, für sich zu 
gewinnen. Diese hielten (1298) eine Versammlung zu Mainz, entsetz¬ 
ten Adolf als einen des Thrones Unwürdigen, weil er vom Könige 
von England Sold genommen und den Landfrieden nicht gehandhabt 
habe, und wählten den Herzog Albrecht von Oestereich zum Gegenkönige. 
4. Adolf'Z Entthronung ist das erste Beispiel der Absetzung eines 
Kaisers durch die Churfürsten allein, ohne Antrag oder Beistimmung 
des Papstes; denn seit der Absetzung Carl's des Dicken galt der Grund¬ 
satz, ein König oder Kaiser könne nur wegen Vergehen gegen die Religion 
allein vom Papste abgesetzt werden. Adolf's Absetzung war auch des¬ 
halb widerrechtlich, da drei Churfürsten ihre Zustimmung verweigerten 
und ihm treu blieben. Deshalb beruhete die Entscheidung auf den 
Waffen. Bei Gellheim, nicht weit von Worms, trafen (2. Juli 1298) 
die beiden Gegner mit ihren Heeren aufeinander; Adolf kämpfte ritter¬ 
lich, wurde aber geschlagen und fiel selbst im Kampfe, wie Einige er¬ 
zählen, im Zweikampfe mit Albrecht. Adolfs Heer zerstreuete sich und 
der Sieg war für Albrecht entschieden. 
8. 85. 3. Albrecht I. von Oestereich, 1298-1308. 
1. Albrecht war ein strenger, aber nicht so finsterer, despotischer 
Manu, als gewöhnlich behauptet wird, dagegen voll Herrschsucht und 
Landergier und, als er auf den Thron gelangte, schon unter Gefahren 
gealtert; doch darf nicht verschwiegen werden, daß er stets Kraft und 
Selbstbeherrschung, sowie Pflichttreue und Eifer für Ordnung und Ge¬ 
setz zeigte. Um den Besitz der Krone, welche er durch Waffengewalt 
errungen hatte, rechtskräftig zu machen, ließ er sich zu Frankfurt noch¬ 
mals wählen wtb dann erst zu Aachen krönen. 
2. Das Hauptziel, welches er während feiner zehnjährigen Re¬ 
gierung verfolgte, war die Vergrößerung seiner Erbländer und seiner 
Hausmacht vermittelst des königlichen "Ansehens. Darum kaufte er 
andern Fürsten, Bischöfen, selbst einzelnen Rittern eine zahllose Menge 
kleiner Güter, Lehen und Rechte ab, und auch das kleinste war ihm nicht 
zu gering, wenn es sein Gebiet oder sein Herrenrecht nur um ein We¬ 
niges vergrößerte. Da um diese Zeit die "männliche Linie der Grafen 
von Holland ausstarb, so versuchte er zunächst, ihre Besitzungen, näm¬ 
lich Holland, Seeland und Friesland, als erledigte Reichslehen einzu¬ 
ziehen. Aber ein Feldzug, den er mit großer Heeresmacht in jene Ge¬ 
genden unternahm, blieb ohne Erfolg. 
3. Nach seiner Rückkehr aus den Niederlanden gerieth Albrecht 
in Streit mit den vier rheinischen Chnrfürsten, denen er, wie er vor 
seiner Wähl versprochen hatte, die sehr einträglichen Rheinzölle nicht 
Zurückgaben wollte. Sie verbanden sich deshalb mit dem Könige von 
Böhmen gegen Albrecht; aber dieser zog schnell ein Heer zusammen, er¬ 
oberte die Pfalz und zwang dann (1302) die drei geistlichen Ehmfürsten
	        
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